Zur Erinnerung an die AEGON-Schachturniere in den Jahren 1996/1997 als internationale Schachmeister/Großmeister und nationale Turnierspieler gegen die damals stärksten Schachcomputer-/und Schachsoftware antraten. Auch heute würde sich noch die theoretische Frage stellen wie ein Aufeinandertreffen von Mensch und Maschine (letztere aus den 90ziger Jahren) die allgemeine Schachszene beeinflussen würde. Somit hier eine subjektive Einschätzung als Anhaltspunkt für Überlegungen im spekulativen Sinne:
Mephisto Berlin 68000
Wenn man die Elo-Spielstärke eines Programms (~2100 Elo für den Mephisto Berlin 68000) in eine DWZ übersetzen will, kann man sich an der beobachteten Differenz zwischen Elo- und DWZ-Wertungen deutscher Mannschaftsspieler orientieren.
DWZ ≈ Elo − 30 … 50 Punkte
Das heißt, wer 2100 Elo spielt, hat in der Regel eine DWZ von etwa 2050 ± 20. Für den Mephisto Berlin 68000 würden sich daraus grob folgende Werte ergeben:
Elo (geschätzt) | DWZ-Bereich | Erläuterung |
---|---|---|
2100 | 2050 ± 20 | Durchschnittlicher Elo–DWZ-Abstand liegt bei −40 (±10 Schwankung) |
Konkrete Herleitung
- Datenlage beim Menschen
- Deutsche DWZ liegen im Schnitt 30…50 Punkte unter der entsprechenden FIDE-Elo, da bei der DWZ-Berechnung regionale Turniere und Klubpartien stärker gewichtet werden.
- Beispiel: Ein Spieler mit 2300 Elo hat in Deutschland oft eine DWZ von 2250…2270.
- Übertragung auf Schachcomputer/Schachsoftware
- Würde man den Mephisto Berlin 68000 in deutschen Ligen einsetzen, würde man ihn nach DWZ bewerten wie einen Menschen, der 2100 Elo spielt.
- Daher ist eine DWZ von ca. 2030 realistisch: stark genug für die Verbandsliga (durchschnittlich DWZ 1700-1900) und als Reserve in der Regionalliga.
Zusammenfassung
- 2100 Elo entspricht in Deutschland üblicherweise 2030 DWZ.
- Mit DWZ 2030 wäre der Mephisto Berlin 68000 in der Verbandsliga ein stabiler Brett-1-4-Spieler.
- In der Regionalliga würde ein Berlin 68000 sogar die mittleren Bretter 5-6 besetzen können.
DWZ-Äquivalent & Einordnung in deutsche Schachligen
Kriterium | Schätzung / Einordnung |
---|---|
Geschätzte DWZ | ca. 2000–2030 DWZ |
Ligazugehörigkeit (theoretisch) | Verbandsliga, Regionalliga als Reservespieler an Brett 6-8 |
Vergleich mit menschlichem Spieler | Vereinsspieler mit taktischer Erfahrung haben gute Chancen |
Chancen gegen heutige erfahrene Spieler | Gewinn gegen DWZ 1800–1950 möglich, Verlust gegen DWZ >2000 wahrscheinlich |
Leistung im Schnellschach | Konkurrenzfähig |
Typische Ligaeinschätzung nach Spielstärke
Liga | Einschätzung |
---|---|
Kreisklasse / Kreis–Liga | Sehr starke Figur, oft siegreich |
Bezirksliga | Wettbewerbsfähig, könnte 80 % holen gegen oberes Mittelfeld |
Verbandsliga | Ausgeglichen an Brett 1-2, aber hartes Terrain |
Regionalliga | Nur bei optimalem Spieltag mit Remis / Sieg Achtungserfolgen |
Oberliga aufwärts | Chancenlos gegen heutige DWZ >2100 Spieler |
Zusammenfassung
Der Mephisto Berlin 68000 war Anfang der 1990er eine imposante Maschine – er konnte durchaus Verbandsliganiveau erreichen, in Turnierpartien sogar gelegentlich Regionalligaspieler Probleme bereiten, hatte aber klar erkennbare Grenzen gegen moderne Computerschachtechnik oder DWZ >2000-Spieler. Für damalige Verhältnisse (1992) war er ein High-End-Schachcomputer mit taktischer Gefährlichkeit, aber begrenztem Strategieverständnis.
Mephisto MM II
Hier eine grobe Übersicht der deutschen Mannschaftsligen von unten nach oben mit den typischen Durchschnitts-DWZ-Bereichen – und die Einordnung eines Mephisto MM II mit geschätzten 1 650 DWZ:
Liga | Durchschnitts-DWZ | Mephisto MM II (1 650 DWZ) |
---|---|---|
Kreisklasse / C-Liga | 1 000 – 1 200 | deutlich darüber – Top-Brett |
Kreis-Liga / B-Liga | 1 100 – 1 350 | klar an der Spitze |
Bezirksliga | 1 350 – 1 650 | mittleres bis oberes Brett |
Verbandsliga | 1 650 – 1 900 | unteres Brett |
Regionalliga | 1 900 – 2150 | zu schwach |
Oberliga | 2150 – 2 250 | zu schwach |
2. Bundesliga | 2 300 – 2 400 | weit darunter |
Bundesliga | 2 500 – 2 600 | weit darunter |
Konkrete Einordnung
- Kreisklasse bis Bezirksliga (≤ 1 300 DWZ): Der MM II überragt diese Niveaus deutlich – er würde dort zu den Spitzenbrettern gehören.
- Bezirksliga (1 350 – 1 650 DWZ): Optimal: in der Verbandsliga wäre er ein unteres Mittelfeld- Brett, in der Bezirksliga mehr ein oberes-Brett.
- Verbandsliga (1 650 – 1 900 DWZ): im unteren Mittelfeld – hier könnte er als Brett 7/8 antreten und gelegentlich sogar gegen stärkere Gegner ein Remis erzielen.
- Regionalliga (1900 – 2150 DWZ) aufwärts: ab hier wäre der MM II zu schwach, um dauerhaft mitzuhalten (auch mit Übertaktung 7,4 MHZ). Dann leistet er zwar ungefähr 1750 DWZ, aber das wäre auch nicht ausreichend.
Mit einer DWZ von etwa 1 650 würde der Mephisto MM II am besten in der Bezirksliga aufgehoben sein – dort spielt er konstant auf Augenhöhe und bekleidet ein mittleres bis oberes Brett. In niedrigeren Ligen wäre er ein Spitzengerät, in höheren Ligen (ab Verbandsliga+) muss er aufpassen, nicht überfordert zu werden.
GENIUS-3 (DOS-Schachsoftware)
Die Genius 3-Schachsoftware ist ein Paradebeispiel dafür, wie Computer-Schach Mitte der 1990er Jahre einen entscheidenden Sprung machte – sowohl taktisch als auch positionell. Genius 3 schlug 1994 in London tatsächlich Garry Kasparow in einer Schnellschachpartie, was damals international Aufsehen erregte. Tatsächlich ein Novum in der Geschichte des Schachs.
Genius 3 – Analyse, Einordnung & historische Leistung
Technische Details
Merkmal | Wert |
---|---|
Software | Genius 3.0 |
Programmierer | Richard Lang (Großbritannien) |
Erscheinungsjahr | 1994 |
Laufplattform | MS-DOS, Win 3.1/95 – optimal auf 486DX4/Pentium90 |
Eröffnungssystem | Enorm stark, ca. 300.000+ Halbzüge |
Stil | Universell: positionell fundiert, taktisch solide |
Endspiel | Sehr stark für damalige Verhältnisse |
Spielstärke – historische Elo
- Die SSDF (Schwedische Rangliste) gab Genius 3 auf einem schnellen Pentium 90 eine Elo von ca. 2450–2480.
- Diese Zahl war absolut konkurrenzfähig mit Großmeistern, besonders im Schnellschach.
Elo-Schätzung (1994, Turnierbedingungen): ca. 2450–2500
Das berühmte Spiel gegen Garry Kasparow
- London, Intel World Chess Grand Prix 1994, Schnellschach, 25 Minuten.
- Genius 3 schlug Kasparow in einer taktisch äußerst scharfen Partie.
- Kasparow spielte riskant und wurde dafür von Genius im Ergebnis bestraft.
Dies war ein Weckruf für die Weltelite, dass Schachsoftware nun auf dem Weg war, auch Super-GMs gefährlich zu werden.
DWZ-Einordnung (Turnierbedingungen)
DWZ ≈ Elo − 30 bis 50 Punkte → Genius 3 = ca. 2420–2460 DWZ
Liga-Einordnung (Vereinsmaßstab)
Liga | Ø-DWZ | Genius 3 (ca. 2450 DWZ) |
---|---|---|
Oberliga | 2150 – 2250 | stark überlegen – Brett 1-2 |
2. Bundesliga | 2300 – 2400 | Brett 3–4 Niveau |
1. Bundesliga | 2400 – 2650+ | Brett 6–8 Niveau |
Top-GMs heute | 2700+ | nicht mehr konkurrenzfähig |
Könnte Genius 3 heute noch einen Top-GM wie Carlsen schlagen?
Wahrscheinlichkeit: Extrem gering
- GMs sind heute viel computeraffiner, trainieren mit Engines wie Stockfish, Lc0, Komodo.
- Genius 3 ist nicht multiprozessorfähig, kennt keine NNUE-Bewertungen, keine Syzygy-Tabellen, keine moderne Dynamik wie aktuelle Engines.
- Heutige Topspieler vermeiden taktische Pfade, auf denen ein alter Computer gefährlich werden könnte.
Was 1994 möglich war, ist heute extrem unwahrscheinlich. Moderne GMs sind in gewisser Weise „Engine-resistenter“ geworden.
Zusammenfassung
Merkmal | Wert |
---|---|
Elo | ca. 2450–2500 (1994, Pentium 90) |
DWZ | ca. 2420–2460 |
Liga | 1-2. Bundesliga |
Stärken | Taktik, Eröffnungstheorie, Endspiel |
Schwächen | Kein positionsstrategisches Langzeitverständnis |
Berühmtheit | Sieg gegen Kasparow – Wendepunkt im Computerschach |
Heute | veraltet, aber historisch hoch respektiert |
Anmerkung: Ausführungen und Datenangaben unterliegen einer subjektiven Einschätzung, stehen zur Diskussion und besitzen keine Allgemeingültigkeit.