Mephisto II 6,1 Mhz – gegen die Konkurrenz seiner Zeit

Die Auflistung der Computer, gegen die Mephisto im direkten Vergleich gespielt hat.

Fidelity Chess Challenger Sensory Voice – Elo: 1189

Jahr: 1980

Chafitz ARB Sargon 2.5 (GGM Chafitz Sargon 2.5) – Elo: 1371

Jahr: 1980

Mephisto I – Elo: 1218

Jahr: 1980

Fidelity Chess Challenger Sensory Champion – Elo: 1572

Jahr: 1981

Mephisto II 3,5 Mhz – Elo: 1332

Jahr: 1981

Chafitz Morphy – Elo: 1450

Jahr: 1981

Scisys Mark V – Elo: 1466

Jahr: 1981

Scisys Mark VI Philidor – Elo: 1386

Jahr: 1982

Fideltiy Chess Challenger Sensory 9 – Elo: 1591

Jahr: 1982

Mephisto II 6,1 Mhz – Elo: 1401

Jahr: 1982

Mephisto III – Elo: 1507

Jahr: 1983

Chafitz GGM Steinitz 2 Mhz – Elo: 1576

Jahr: 1983

Mephisto MM I – Elo: 1527

Jahr: 1984

CXG Chess 2001 (Cyrus) – Elo: 1660

Jahr: 1984

Saitek Leonardo – Elo: 1602

Jahr: 1986

Zum Gerät selbst:

Elo-Performance: 1401

Das Programm wurde geschrieben von Thomas Nitsche & Elmar Henne.

Ein im Prinzip unscheinbares Gerät aus heutiger Sicht. 1982 jedoch ein technisch fortschrittlicher Mikro-Schachcomputer, der schon seines Designs wegen faszinierte. Die Spielstärke betreffend könnte man das „Brikett“ der Klassifizierung eines „C-Amateurs“ zuordnen, was dessen allgemeine Einschätzung angehen würde. Anders formuliert, ist es besonders geeignet für Schachspieler, die grob überschlagen als durchschnittlich einzustufen wären. Also in die breite Masse fallen.

Seinen Spielstil sehe ich in Anbetracht seiner Programmroutinen, als ein A+B-Strategie- System an, welches „brute force“ und „selektiv“ als Suchprinzip eng verbindet und im Fall des Mephisto II gleichzeitig stark von der Wahl der Spielstufe beeinflusst wird. In den Hauptvarianten der Eröffnung ist er für seine Zeit erstaunlich gut aufgestellt. Das Mittelspiel behandelt er taktisch in seinen Grundzügen passabel. Seine markante Schwäche ist, was viele wissen, sein Endspiel. Jenes behandelt er überwiegend rechenlastig und zwar in jenem Rahmen, der ihm damals möglich war. Die Kapazitäten waren begrenzt, weil eine 1802-CPU noch zu den Anfängen der Mikroelektronik gehörten, 2 KB RAM nicht wirklich ernsthaft Rechenprozesse auslagern konnten, sowie in 12 KB ROM sicher ein intelligent agierendes Programm integriert war, welches natürlich nur mit marginalem Wissen ausgestattet werden konnte, wodurch, vor allem vor 40 Jahren, fehlendes KnowHow, besonders im Endspiel, gewissermaßen vorprogrammiert war. Im Vergleich, bsp. zum Vereinsschach, klafften hier noch massive Lücken.

Die Emulationen machen es möglich, einige Test-Schachpartien auf Software-Ebene laufen zu lassen. So habe ich den Mephisto II (2. Version mit 6,1 Mhz Taktfrequenz) auf einige weitere Computer jener frühen Jahre, Anfang der Achtziger, im Direktvergleich losgelassen. So ist es möglich seine Spielstärke zumindest teilweise korrekt einzuschätzen.

Start des Turniers der 8-bit Micro-Schachcomputer. Die Runden wurden mit einer Bedenkzeit: 40 Züge /120 min. ausgespielt.

In der 1. Partie spielte: Chafitz ARB Sargon 2.5 (Elo:1371) gegen Mephisto II 6,1 Mhz (Elo:1401)

1980 das erste Magnetsensorbrett in Turniergröße, ausgestattet mit einem Programm von Dan & Kate Spracklen, dem Sargon 2.5, das bereits im TRS-80 und im Sinclair-ZX-Spectrum in Form eines Homecomputers Ende der Siebziger erhältlich war.

Der Chafitz ARB Sargon 2.5 von Applied Concept lief bereits mit einer 6502-CPU, verfügte über lediglich 2 KB RAM und 8 KB ROM für das Programm. Als es erschien war es trotz allem eines der stärksten Programme, die am Markt verfügbar waren.

Die Partie wurde von Sargon zäh verteidigt, denn die Initiative lag überwiegend beim II-er. Dieser konnte seine Vorteile aber nicht verwerten und so endete das Spiel zuletzt noch Unentschieden.

0,5 : 0,5

In der 2. Partie kam ein größeres Geschütz auf das schwarze Brikett zu.

Der Chess Challenger Sensory Champion (Elo:1572) gegen Mephisto II 6,1 Mhz (Elo:1401)

Weltmeister im Jahr 1981 der 1. Mikro-Schachcomputer-Weltmeisterschaft.in London. In der Hardware geringfügig erweitert, dafür aber mit einer stärkeren Software (Spracklen) versehen.

Der Champion Sensory überzeugte mit starkem Druckspiel. Es erfolgte umgekehrt ein zähes Gegenspiel des Mephisto, wodurch dieser sich das Remis schlußendlich sichern konnte.

Es wirkt ein wenig so, als ob sich Spracklen & Nitsche/Henne Programm im Mittelspiel, gerade was taktische Momente angeht, im Spielstil eher wenig konkurrieren. Also durchaus Ähnlichkeiten aufweisen.

0,5 : 0,5

In Partie 3 ging es gegen die Weiterentwicklung des legendären III-er Projekts von Thomas Nitsche und Elmar Henne. Dabei kam es zum Aufeinandertreffen des Mephisto II 6,1 Mhz (Elo:1401) gegen den Mephisto III (Elo:1507).

Der Sieg ging an den III-er, welcher bereits im Mittelspiel den II-er strategisch überspielte. Was diesem nicht immer gelingt, sobald er in eine taktische Wendung des II-er gerät. Das speziell sehr selektive Programm des III-er ermöglicht es ihm teilweise überraschend starke Züge auszuspielen. Die Suchstrategie dieses Programms verfolgt allerdings einen schmäleren Horizont, was dazu führen kann, das taktische Manöver schlicht übersehen werden.

Eine verbesserte Eröffnungsbibliothek, wissensbasiert vieles einprogrammiert, auf Basis von 32 KB ROM, 4 KB RAM lässt das Programm im Spielstil sehr menschenähnlich aufspielen. Die üblichen Grenzen im Endspiel blieben jedoch selbst beim III-er nach wie vor verbesserungsbedürftig.

0 : 1 Mephisto III

Die 4. Partie hat wieder interessante Überraschungen auf den Tisch gebracht. Der Mephisto II mit 6,1 Mhz (Elo:1401) traf hier auf den ursprünglichen Mephisto II (Elo:1332), der, als er 1981 auf dem Markt erschien, standardmäßig mit nur 3,5 Mhz getaktet war.

Und wie man es nicht vermutet hätte, ging die Partie tatsächlich an den II-er 3,5 Mhz, der mit einem Schwarzsieg bereits im Mittelspiel gewann, indem er den Mephisto II 6,1 Mhz ausmanövrierte. Es ist nicht so, dass die Spielstärke der beiden weit auseinander liegt, nein, aber der Favorit besiegte sich in diesem Fall eher selbst, weil er taktisch nicht den Horizont überblickte und entscheidende Konterangriffe nicht rechtzeitig auf dem Radar hatte. Allenfalls ist zu beobachten, dass jene Programme, die in ihrer Machart eng verwandt sind, manchmal unberechenbare Ergebnisse liefern.

0 : 1 Mephisto II 3,5 Mhz

Das fast legendäre Programm des Scisys Mark V (Elo:1466) von David Broughten & Mark Taylor konnte in dieser 5. Partie keinen Fuss auf den Boden setzen gegen den Mephisto II mit 6,1 Mhz (Elo:1454). Die integrierte Technik, 32 KB ROM ließen darauf schließen, das dem Programm im Mark V mehr Wissen zur Verfügung stand. Nachvollziehbar, denn immerhin beherrschte er die ganze Palette der Mattführungen inklusive mit Springer + Läufer.

Der Einbruch des hochselektiven (nahezu der B-Strategie folgendem) Mark V Programmes erfolgte relativ früh im Mittelspiel. Der II-er konnte seine taktischen Fähigkeiten erneut zur Geltung bringen und gewann die Partie überzeugend.

0 : 1 Mephisto II 6,1 Mhz

In der 6. Partie rettete der Scisys Mark VI Philidor (Elo:1386) und taktisch leicht verbessert, die Ehre seines Vorgänger-Programmes. Der Mephisto II 6,1 Mhz (Elo:1401) hatte sich in taktischer Manier zwei verbundene Freibauern gesichert. Im Turmendspiel gelang es dem Mark VI trotz allem das Spiel für sich zu entscheiden.

1 : 0 Scisys Mark VI Philidor

Die 7. Partie endete für den Vorgänger Mephisto I (1218) ziemlich schnell. Bestückt mit 1 KB RAM und einem schlanken Programm, das lediglich 6 KB ROM benötigt, wobei die Eröffnungsbibliothek nur 215 Züge aufweist, war er gegenüber dem weiterentwickelten II er in Summe rasch im Nachteil. Mephisto II 6,1 Mhz (1401) erreichte im frühen Mittelspiel zügig Vorteil inklusive Materialgewinn, wodurch er den I er überspielte.

1 : 0 Mephisto II 6,1 Mhz

In der 8. Partie trafen Mephisto II 6,1 Mhz (1401) und Mephisto MM I (1527) aufeinander. Der MM I ist mit 8 Mhz geringfügig höher getaket als der Mephisto III.Jenes Projekt, welches damals mehr ein Prototyp war, fügte hier seinem Vorgänger eine klare Niederlage zu. Eine in diesem Fall zerstörte Struktur seiner Bauern im Mittelspiel folgte zügiger Materialverlust. Oft sind die Matches zwischen verwandten Programmen mit überraschenden Wendungen versehen. Aber dieses Mal sicherte sich das selektivere Programm den Punkt.

0 : 1 Mephisto MM I

Die 9. Partie, Chafitz Morphy (1450) gegen Mephisto II 6,1 Mhz (1401), wurde relativ schnell entschieden. Ausschlaggebend waren dabei taktische Manöver im frühen Mittelspiel durch Mephisto II. Das legendäre Endspielmodul konnte seine Stärken so nicht mehr zeitig einsetzen.

0 : 1 Mephisto II 6,1 Mhz

In der 10. Partie trafen dann der Chafitz GGM Steinitz 2 Mhz (1576) und Mephisto II 6,1 Mhz (1401) zusammen. Das Chafitz-Programm stammte von Larry Atkin. Mit 24 KB ROM erhielt es mehr Schachwissen und war insgesamt vom Spielstil her zu jener Zeit eines der interessantesten Programme seiner Zeit.

Im Verlauf der Partie konnte es seine Stärke, sein aggressives Spiel nicht wie üblich zur Geltung bringen, da es schon im frühen Mittelspiel zum Einschluss seines Läufers kam. Wodurch der II er einen eindeutigen Punktsieg landen konnte.

0 : 1 Mephisto II 6,1 Mhz

Die 11. Partie ist wieder eine besondere Herausforderung für Mephisto II 6,1 Mhz (1401). Denn er spielt mit diesmal wieder mit Weiß gegen den CXG Chess 2001 (1660). Hier wird er mit dem ersten Programm von Richard Lang konfrontiert, angepasst an den Microprozessor „Z80“ im CXG 2001. Im Jahr 1981 wurde es als „Cyrus Chess“ Europameister.

Mephisto hielt agil in der Eröffnung mit und bewältigte taktisch gut das Mittelspiel. Im Übergang zum Endspiel, verlor er jedoch zwei seiner verbundenen Freibauern, was den CXG schnell zum Sieg brachte. Beliebt war dieses Gerät auch wegen seines Spielfeldes mit Magnetsensortechnik.

0 : 1 CXG Chess 2001

Während der folgenden 12. Partie, kam es zum Aufeinandertreffen mit der kleinen Legende von Fidelity, dem Chess Challenger Sensory 9 (1593). Auch hier spielte Mephisto II 6,1 Mhz (1401) erneut mit den weißen Figuren. Tendenziell bleibt festzustellen, dass beide Programme eine gewisse Affinität zueinander aufweisen.

Mephisto übte während des Spiels oftmals leichten Druck auf den Fidelity aus, was eher zu einer minimal besseren Position für den II er im Turmendspiel führte. Entschieden wurde die Partie erst als nur noch die beiden Könige auf dem Brett übrig blieben.

0,5 : 0,5

Erstaunlich auch die 13. Partie, in welcher sich der Fideltiy Chess Challenger Sensory Voice (1189) zäh durch das Mittelspiel manovrierte, was für das Programm von Ron Nelson sprach. Im Übergang zum Endspiel agierte wie erwartet der Favorit Mephisto II 6,1 Mhz (1401) einen Tick stärker, verschaffte sich einen Freibauern, den er nach etwa 50 Zügen auf die gegnerische Linie maschieren ließ und dem Sensory Voice den Verlust der Partie einbringt.

0 : 1 Mephisto II 6,1 Mhz

Die 14. Partie bildet den Abschluss des kleinen Turniers und findet gegen den eher positionell agierenden Saitek Leonardo (1602) statt, dessen Programm aus den Händen von Julio Kaplan & Craig Barnes stammte. Gegner auch hier, Mephisto II 6,1 Mhz (1401).

Hier scheiterte der eigentliche Favorit an sich selbst. Genau genommen hat er sich selbst besiegt. Der Leonardo verspielt bereits die Eröffnung, rochiert im Anschluss riskant und verliert in der Folge den Überblick und jegliche Chancen. Nach einigen taktischen Schlägen des Mephisto wird der Saitek rasant überrollt.

0 : 1 Mephisto II 6,1 Mhz

Die Berechnung seiner Performance in Elo (Spielstärke)

Erzielte Punkte: 5.0/10, Gegnerschnitt: 1440.5

ELO-Performance: 1441

Gewinnerwartung: 4.459/10

Ihre neue ELO: 1411.8 (+10.8) für Mephisto II 6,1 Mhz

Nach 10 Partien wurde diese Zwischenwertung erreicht.

Erzielte Punkte: 2.5/4, Gegnerschnitt: 1511

ELO-Performance: 1622

Gewinnerwartung: 1.488/4

Ihre neue ELO: 1432.2 (+20.2) für Mephisto II 6,1 Mhz

Nach weiteren 4 Partien ergab sich somit folgende Gesamtwertung.

Auffallend ist, dass trotz des geringen Durchlaufs an Partien, sich die Elozahl im allgemeinen bestätigt hat, beziehungsweise die Tendenz für den Mephisto II 6,1 Mhz eher nach oben gezeigt hat. Seine ELO von 1432, die ungefähr mit einer DWZ von 1275 korrelieren würde, liegt daher durchaus im realistischen Bereich. Unabhängig davon, dass solche Berechnungen vielmehr als ungefähre Richtwerte dienen, die jederzeit in zwei Richtungen ausschlagen können.

Auf der Stufe C7 (durchschnittliche Antwortzeit 10 min./Zug) verbessert sich sein Spiel nochmals merklich, und nicht nur, weil hier das Endspiel besser behandelt wird, sondern wegen der Bedenkzeit, die verdoppelt wird plus nochmal um ca. ½.. Was grob 80-90 Elo-Punkte generiert. Womit das Gerät dann in der 1500 er Liga mitspielt und umso mehr zum interessanten Gegner wird.