Emulation ersetzt Hardware – teils

… oder doch nicht wirklich ganz? Allein deswegen, weil das Teil immerhin physisch fehlt. Das ist eine reine Ansichtsfrage, denn die EMU am Computer ist natürlich auf eine 2D-Ansicht beschränkt. Außer man verwendet eine externe Brettlösung, die nebenbei bemerkt durchaus machbar ist. Ersetzen ist also relativ. Hier sollen mehr die entwicklungstechnischen Möglichkeiten im Vordergrund stehen und diskutiert werden.

Der Einsatz von Software, die es uns heute ermöglicht, Geräte identisch abzubilden, schafft eine Palette neuer Anwendungsformen, die sich sogar mit zusätzlich zu verbindender Hardware ergänzen lässt.
Dank der MESS Emulationen ist es jetzt jederzeit möglich, gegen alte Schachcomputer zu spielen, weil die gesamte Hardwarestruktur abgebildet werden kann und unabhängig von der lokalen CPU arbeitet. Was nichts anderes heißt, dass die hardware-bezogenen Werte des emulierten Computers gespiegelt werden. Die Optik wird in der Regel dem Original ähnlich gestaltet. Selbst die Eingabefunktionen im herkömmlichen Sinne sind im Prinzip identisch, so das ein hohes Maß an Realitätsnähe gegeben ist.

Wer jetzt die Schachcomputerszene seit Ende der Siebziger Jahre kennt, wird um die technischen Möglichkeiten wissen.
Das fängt damit an, das ich gegen ein uraltes Tastaturgerät wie den Mephisto I (Elo 1252) auf Softwareebene Partien spielen kann. Da die Datenbank an emulierten Schachcomputern allerdings weit mehr als 100 Geräte umfasst, sind hier wenig Grenzen gesetzt, weil diese nicht nur ständig erweitert wird, sondern auch den Großteil vieler Klassiker einschließt und es nur wenig Modelle sind, die technisch derzeit nicht nachgebildet werden können.

So bleibt das Anwendungsgebiet absolut individuell. Magnetsensorcomputer wie der Mephisto Modular II (Elo 1674), Drucksensorgeräte wie der Mephisto Berlin 68000 (Elo 2015) können gleichermaßen softwaretechnisch eingesetzt werden, ebenso auch der legendäre TASC R30 (Elo 2256) des niederländischen Herstellers, welcher einer der ersten Schachcomputer mit automatischer Figurenerkennung war.

Was jedoch die Emulationen zu etwas Besonderem macht, ist die zusätzlich programmierte Winboard-Schnittstelle, die jeden einzelnen Computer als Engine laufen lassen kann. Wodurch vor allem zweierlei Dinge verwirklicht werden. Automatisierte Turniere, sprich die Durchführung von Matches zwischen Schachcomputern zum einen. Darüber hinaus aber auch direkte Games zwischen Mensch-Computer unter der bekannten Arena-Benutzeroberfläche. Und genau jene ermöglicht uns unter anderem den Einsatz eines externen elektronischen Schachbrettes.

  • DGT USB/Bluetooth Board
  • NOVAG Citrine Board
  • RS232 Chess-Board

Letzterer Punkt stellt eine massive Erweiterung dar. Denn zum ersten Mal in der Geschichte, ist es möglich geworden, gegen alte Technik, welche grundsätzlich inkompatibel zu den nachfolgenden Entwicklungen war, softwaretechnisch auf neue IT-Struktur aufzusetzen und in der Funktion sogar zu erweitern. Die Übertragung eines Spiels auf die obengenannten Bretter ist durch die Software-GUI ´s sowie die programmierten WB-Schnittstellen ein weiterer integraler Bestandteil geworden. Ganz abgesehen von der absolut aufwendigen Programmierarbeit, die zur Entwicklung der unzähligen Emulationen als Fundament nötig gewesen ist.