Turnier Update

231 Computer/Engine Partien

Schachsoftware: Shredder Classic 4

Schnittstelle: MESS Emulation integriert

Modus: Blitz 15min. (+15sec./Bonus)

Ziel: Ermittlung Elo-Performance

Um ein genaueres Ergebnis zu erreichen habe ich einen Durchlauf von 231 Partien gestartet. Hier habe ich noch ein paar weitere Kandidaten ins Rennen geschickt. Was den Turnierablauf erheblich interessanter machte. Ganz oben punkteten wie erwartet die Engines aus dem Vorturnier. Die AICE 0.99.2 erreichte exakt eine 2338 Elo-Performance und bestätigte ihren Elo-Wert mit einer perfekten Punktlandung. Damit hatte diese sich den 2. Platz in der Tabelle hinter dem Sieger CT800 V1.41 64-bit (Platz 1, 2470 Elo Performance) gesichert.

Unter den Schachcomputern ist es erneut der Mephisto Berlin Pro 68020 gewesen, der sich mit dem insgesamt 5. Platz an die Spitze setzte und einen Performance-Wert von 2157 Elo errang. Erst der Mephisto Montreux, ein Spitzengerät aus dem Jahr 1995, hatte in der Tabelle eine Platzierung im oberen Mittelfeld und landete auf Platz 10. Sein Performance-Wert von 2088 Elo bestätigte dessen Leistung fast korrekt. Der 12. Platz des Mephisto Genius 68030 mit einer Performance von 2050 Elo wirft hier erneut Fragen auf wie bereits im vorherigen Turnier. Diese Platzierung ist in diesem Umfeld wohl akzeptabel. Die Frage, die vordergründig im Raum steht ist allerdings, warum dieses Gerät gelegentlich hinter dem Berlin Pro zurückbleibt und wie auch hier geschehen, im Direktvergleich seine Partie verliert. Möglich, dass es sich um leicht unterschiedliche Einstellungen in der Software handelt, denn grundsätzlich entstammen beide Versionen dem Genius 2 Programm von Richard Lang, die in das jeweilige Gerät/Modul integriert wurden. Wie gesagt, hier würden ausschließlich weitere Testläufe eine Antwort geben können. Das Remis gegen die Software AICE 0.99.2 ist hingegen das Highlight des Genius 68030 in diesem Turnier, was zeigt, dass die Programme zu Anfang der Neunziger Jahre durchaus hohe Qualitäten hatten. Natürlich auf weit geringerer Hardwareleistung aufgesetzt, aber gerade das macht jene auf dem Parkett moderner Software heute so interessant.

Die legendäre Fidelity Elite Avantgarde V11 belegte den 11. Platz und schnitt mit einem Elo-Performance-Wert von 2050 Elo im Turnier eher unter ihren Möglichkeiten ab. Mit einem Sieg über die drittplatzierte Engine CT800 V1.12 64-bit gelang ihr dieser Erfolg als einziger Schachcomputer im Turnier. Tragischer sind aber mehr die Verluste, vor allem gegen die starken Mephisto Geräte wie auch gegen ihren Vorgänger, die Fidelity Elite Avantgarde V10 (Platz 13, 2006 Elo).

Der Mephisto MM IV mit HG440 Modul, der in dieser Runde seine Leistung treffsicher bestätigte und sich mit 1802 Elo Platz 19 erspielte, remisierte gegen den Novag Scorpio 68000 (Platz 18, 1884 Elo) und besiegte darüber hinaus die Engine Jazz Orchestra 840 (Platz 6, 2134 Elo). Dieses Husarenstück gelang auch dem Novag Super Constellation (Platz 20, 1782 Elo), der sich in diesem Feld erstaunlich geschlagen hat. Denn nebenbei holte er sich ein Remis gegen den Saitek RISC 2500 v1.04, gegen den Mephisto Montreux und im gleichen Zug auch gegen Mephisto MM IV. Eben jenes waren die Überraschungen in diesem Turnier, die es etwas unberechenbar machten.

Der Mephisto Amsterdam, eigentlich mehr Außenseiter, kam auf Platz 17, 1932 Elo Performance und besiegte den Mephisto Montreux. Zudem holte er sich jeweils ein Unentschieden gegen die Software Monarch 1.7 (Platz 7, 2143 Elo Performance) sowie gegen ALChess 1.84 (Platz 9, 2110 Elo Performance). Herausragend bei diesen Resultaten sind die teils oft ungleichen Wendungen, die, würde es sich nicht um Computer handeln, fast an menschliches Turnierschach erinnern könnten. Gerade dieser Aspekt macht diese alten Schachcomputer und die hier vertretene Software immerhin zu noch spielbaren Trainingspartnern.

So weit so gut. Der Mephisto Berlin 68000 landete in etwa im unteren Mittelfeld (Platz 14, 1959 Elo Performance). Zugegeben, gegen BikJump v2.01, Monarch 1.7, AICE 0.99.2 & so manch weitere Konkurrenz aus den Software-Schmieden, fehlte ihm der entscheidende Biss. Daher waren zweifellos dessen stärkste Partien jene gegen den Mephisto Berlin Pro sowie gegen die Software CT800 V1.12 64-bit. In beiden Fällen erreichte er ein Remis. Im letzten Fall sogar als einziger von allen Computern. Dito auch gegen die Fidelity Elite Avantgarde V10, jenen legendären Schachcomputer, der vor Jahrzehnten seine ganz eigene Berühmtheit bekam.

Die Software Napoleon 1.5 auf Platz 4 von Marco Pampaloni punktete extrem stark. Mit einem Performance-Wert von 2263 Elo wurde die Engine im Turnier zum Überraschungsgast. Sie verlor nur gegen die beiden CT800er und ALChess 1.84 im relevanten Sinne. Siegte jedoch gegen AICE 0.99.2, JazzOrchestra 840, alle Mephisto Schachcomputer sowie alle Fidelity Schachcomputer ect. Einfach formuliert könnte man sagen, sie hatte in diesem Turnierfeld schlicht ihren Lauf.

Etwas enttäuscht hat mich hier der Mephisto Modena (Platz 22), der in diesem Turnier die rote Laterne mitnahm. Nicht das er weit unter den Erwartungen gelegen hätte (1742 Elo Performance), das nicht direkt. Es war nur sein Sieg über die Fidelity Elite Avantgarde V10, der Lichtblicke gab. Ansonsten konnte er nur noch gegen den Novag Super Constellation einen Punkt holen. Darüber hinaus zwei Unentschieden sowohl gegen die Software Roce 0.0390 als auch gegen den Mephisto MM IV. Hier möchte ich hinzufügen, dass das Gerät zu spektakulären Momenten fähig ist, wenn es richtig in Fahrt kommt. Zum Beispiel Modena – Napoleon 1.5: Ergebnis Remis – vieles ist also möglich. Aber das war während eines Testlaufs davor, der nicht ausgewertet werden konnte.

Allgemein zu konstatieren bliebe, das Programm von Richard Lang im Mephisto Berlin Pro 68020 spielt gegen eine breite Gegnerschaft das vielleicht solideste Schach unter den Tischgeräten. Denke, es ist grundsätzlich seinen Endspielstärken zuzuschreiben, das es vorteilhafte Stellungen nur selten verspielt. Die Endspieltabellen der gegnerischen Software, die taktisch aufgrund ihrer Rechentiefe zumeist eh im Vorteil lag, minimierten gleichsam das Risiko für Fehlzüge im Endspiel. So gesehen ist und war es ein spannender Vergleich, den ich beizeiten direkt oder so ähnlich wiederholen werde.

Im weiteren Sinne könnte man noch anmerken, dass die CT800 V1.41 (Rasmus Althoff) taktisch hochklassig spielt, dicht gefolgt von AICE 0.99.2 (Anastasios Milikas). Vergleiche ich die hier vorliegenden Ergebnisse mit den Schachcomputern, die teilnahmen, so sind stets Chancen zu erkennen, die ein Remis respektive einen Sieg ermöglichen. Trotzdem, es lässt sich nicht abstreiten, dass das durchaus im oberen Bereich zwei verschiedene Ligen sind.

Schachcomputer fordern Schachengines heraus

Ziel war die Schaffung einer Übersicht. Dabei sollte auch klar sein, dass die Neunziger Jahre nicht mehr den Maßstab bestimmen. Die Zeit, die den Übergang einleitete als Schachprogramme am PC zunehmend für auch starke Schachcomputer zur ernsten Konkurrenz wurden. Die Entwicklungen schritten in immer eiligerem Tempo voran und das Blatt wendete sich recht bald. Zumindest grundsätzlich, nicht aber unbedingt zwingend und ebenso nicht allgemeingültig. Außenseitersiege sind keine Seltenheit und belegen eigentlich die Dynamik die im Schach steckt. Die Elozahl ist ein Parameter, der eine Art statistischer Einschätzung liefern kann, vor allem wenn langfristige Testverfahren für den zu berechnenden Durchschnittswert eine hohe Wahrscheinlichkeit zugrunde legen. Trotzdem passiert es bei Begegnungen in Testmatches oft, das die Ergebnisse in jenen stark variieren. Anzunehmen ist, dass bestimmte Schach-Positionen von Programmroutinen nicht innerhalb ihres Horizonts abgearbeitet werden können, d.h. häufiger als erwartet an ihre Grenzen stoßen.

Die von mir angelegten Schnellturniere geben nur einige Bilder ab, sozusagen Momentaufnahmen. Inzwischen ist es möglich, moderne Software, wie leistungsfähige UCI-Engines und implementierte Emulationen von Schachcomputern aus früherer Zeit, gegeneinander in einem Engine-Computerturnier spielen zu lassen. Projekte dieser Art ermöglichen so schnelle Resultate in Form einer Voransicht. Gesetzt man hat etwas Übung in den Einstellungen, lassen sich interessante Erkenntnisse produzieren, die diese Thematik mehr und mehr verfeinern. Allerdings braucht das auch erheblichen Zeitaufwand. Selbst automatisierte Spielroutinen können für einen Matchdurchgang Tage beanspruchen, zumal Fehler in den Softwareabläufen ein ständiger Begleiter sind. Dadurch wird es teils notwendig, die Parameter erneut anzupassen und gegebenenfalls Testläufe wiederholt zu starten.

Für die Zusammenstellung des Teilnehmerfelds gibt es somit einige Aspekte zu beachten. Gleicher Punkt gilt auch der Schnittmenge. Deshalb verwendete ich Engines, die sich im unteren Mittelfeld der CCRL-Liste befinden. Nicht nur wegen der Chancenverteilung, sondern auch um festzustellen in wie weit sich die Spielstärke der Engines selbst im realistischen Bereich ansiedelt. Grundsätzlich ist zu sagen, das dem weitgehend so sein dürfte. Als Tendenz, was allerdings nicht immer so ist und bestimmte Spielabschnitte trotz allem gewisse Defizite zu Tage fördern. Zurück zum Vergleich. Hier nehmen starke Schachcomputer von ca. 1989 -1995 teil. Diese greifen auf ihre Eröffnungsbücher, ihre internen Hashtables (falls vorhanden) sowie ihre originale Hardwareleistung zurück. Identisch wie zur damaligen Zeit. Die teilnehmenden Engines verwenden die Hardware eines Mittelklasse Laptops und sind OpenSource-Programme, welche die UCI-Schnittstelle nutzen um mit modernen Schachprogrammen interagieren zu können.

Den Arbeitsaufwand zu betreiben, hier Hunderte von Games als PGN einzustellen, analysiert durch Stockfish und Co., ist mir definitiv nicht möglich. Dafür gibt es die CCRL-Ranglisten. Erwähnt sei vorab auch, dass die abgesenkte SSDF-Eloliste aus dem Jahr 2000, dem Leistungsbereich der alten Schachcomputer mehr entsprechen dürfte als es hingegen frühere Listenwerte vermittelten. Gegenwärtiges Ziel ist es nicht, neue Werte zu ermitteln, weil es nie allgemeingültige Eichungen geben kann. Stattdessen will ich vordergründig nur Impulse geben, die jeder in eigene Arbeiten mit einfließen lassen kann. Es existieren in jedem Turnierdurchgang zu viele Abweichungen. Gerade dadurch wird es niemals zuverlässige Endwerte geben, weil sich die Maschinen in fast jedem Match anders verhalten als eigentlich spekulativ angenommen.

Das untenstehende Teilnehmerfeld, das ich kurz vorstellen möchte, wird von mir, um sich ein Bild von den ersten Ergebnissen machen zu können, mit einigen grundlegenden Angaben versehen.

Zur Berechnung der Performance (temporär) aus den bisher gespielten Turnieren, verwende ich den Mittelwert. Weitere Auswertungen in Turnieren folgen und können diesen Wert natürlich in beide Richtungen beeinflussen. Der Elo-Wert ist somit stets ein beweglicher Leistungswert.

Teilnehmerfeld der Schachcomputer: eine Auswahl starker, namhafter Geräte

Fidelity Designer Mach IV

Performance: 0 Pkt.

Fidelity Elite Avantgarde V9

Elo Rating: 2074 – Performance: 2030 Elo

Fidelity Elite Avantgarde V10

Elo Rating: 2086 – Performance: 2125 Elo

Fidelity Elite Avantgarde V11

Elo Rating: 2191 -Performance: 2115 Elo

Mephisto Berlin 68000

Elo Rating: 2015 – Performance: 1957 Elo

Mephisto Berlin 68020 Professional

Elo Rating: 2126 – Performance: 2135 Elo

Mephisto Genius 68030

Elo Rating: 2198 – Performance: 2097 Elo

Mephisto Montreux

Elo Rating: 2094 – Performance: 2068 Elo

Novag Scorpio 68000

Performance: 0 Pkt.

Teilnehmerfeld der Schachengines: eine Auswahl an Engines des unteren Mittelfelds

Aice 0.99.2

Elo Rating: 2338 – Performance: 2444 Elo

ALChess v.1.5b

Elo Rating: 1738 – Performance: 1736 Elo

ALChess 1.84

Elo Rating: 1991 – Performance: 2196 Elo

BikJump v.2.01 32-bit

Elo Rating: 2086 – Performance: 2276 Elo

CT800 V.1.12 64-bit

Elo Rating: 2218 – Performance: 2285 Elo

CT800 V.1.41 64-bit

Elo Rating: 2393 – Performance: 2430 Elo

Jazz Orchestra 840 64-bit

Elo Rating: 2236 – Performance: 2286 Elo

Monarch 1.7

Elo Rating: 2046 – Performance: 2099 Elo

Napoleon 1.5

Elo Rating: 2125 – Performance: 2149 Elo

Anhand dieser Resultate wird erkennbar, das sich die Engines mehr nach oben abgrenzen, während die Schachcomputer erhebliche Schwierigkeiten haben ihre Position zu halten. Nicht pauschal, aber in der Tendenz. Entscheidend auf Seite der Engines ist hier deren Rechentiefe, wo taktische Motive effizienter errechnet werden. Wogegen die Programmierer damals einfach nicht die Möglichkeiten hatten, weil die Hardware seiner Zeit noch bei weitem nicht die Dimension erreichte, die jetzt weit übertroffen verfügbar ist. Die ROM´s wurden jedoch maximal genutzt und im Zusammenspiel mit den RAM-Hashtables konnte trotzdem eine erstaunliche Spielstärke generiert werden. Basiert auf Schachwissen (Eröffnungsbibliotheken, Bauernstrukturen ect.) ermöglichte das den Pionieren von einst, noch eine längere Zeit, zumindest gegen rein rechenlastige Software gegenzuhalten.

Wenn dem nicht so wäre, könnte es inzwischen keine Lichtblicke mehr geben, in denen die alten Programme gelegentlich sogar triumphieren können.

Sonst wäre es weniger wahrscheinlich, das ein Schachcomputer wie der Mephisto Berlin 68020 Professional, die Engine Napoleon 1.5 und die BikJump v.2.01 schlägt und in der Kreuztabelle des dritten Turniers auf Platz 2 landet. Oder ein Mephisto Montreux die CT800 v.1.12 besiegt, wobei jene immerhin die AICE 0.99.2 schlagen konnte. Gegen AICE 0.99.2 kam der Mephisto Montreux sogar auf ein Remis. Ein absolut beachtenswertes Unterfangen. Derselbe Geniestreich gelang auch dem Fidelity Elite Avantgarde V9 im Turnier gegen die bekannte Engine AICE 0.99.2, die in diesem Feld überwiegend dominierte, trotzdem hier nur ein Remis gegen den Schachcomputer holte.

Gegen die Engine Jazz Orchestra 840 schnappte sich der Fidelity Elite Avantgarde V10 einen Sieg. Dasselbe gelang überraschend auch dem Mephisto Berlin 68000, der im vierten Rundenturnier sogar vor dem Mephisto Berlin 68020 Professional in der Rangliste stand und im Direktvergleich die Oberhand hatte. Obwohl der Mephisto Berlin 68000 im vierten Durchlauf doch gegen den Pro das Nachsehen hatte, so waren es doch diese Partien, die den Turnierverläufen ihre sporadische Dynamik verschafften.

Eines bleibt natürlich unbestritten, die Engines, welche die Turnierdurchgänge angeführt haben, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit die Grenze darstellen. Unbestritten ist gleichermaßen, das deren Elowert seine Berechtigung haben dürfte. Trotzdem werde ich immer wieder so manchen Testlauf durchführen, weil mich zuletzt genauere Ergebnisse einfach interessieren.

Rangliste gesamt: die ist aber temporär und kann sich mit weiteren Turnierergebnissen verändern.

  1. AICE 0.99.2 (Anastasios Milikas)
  2. CT800 v.1.41 64-bit (Rasmus Althoff)
  3. Jazz Orchestra 840 64-bit (Evert Glebbeek)
  4. CT800 V.1.12 64-bit (Rasmus Althoff)
  5. BikJump v.2.01 32-bit (Aart Bik)
  6. ALChess 1.84 (Alex Lobanov)
  7. Napoleon 1.5 (Marco Pampaloni)
  8. Mephisto Berlin 68020 Professional (Richard Lang)
  9. Fidelity Elite Avantgarde V10 (Dan & Kate Spracklen)
  10. Fidelity Elite Avantgarde V11 (Dan & Kate Spracklen)
  11. Monarch 1.7 (Steve Maughan)
  12. Mephisto Genius 68030 (Richard Lang)
  13. Mephisto Montreux (Johan de Koning)
  14. Fidelity Elite Avantgarde V9 (Dan & Kate Spracklen)
  15. Mephisto Berlin 68000 (Richard Lang)
  16. ALChess v.1.5b (Alex Lobanov)
  17. Novag Scorpio 68000 (Dave Kittinger)

Der „Fidelity Designer Mach IV“ konnte nicht in die Wertung mit einfließen, weil ein Syntaxfehler während des Programmaufrufs auftrat.

Ein Update mit sehr vielen weiteren Partien ist bereits am Laufen. Der Novag Scorpio 68000 ist dann wieder neben vielen anderen mit von der Partie.

Elo Performance – ein Vergleich

Zum Jahresbeginn ein Turnier der Schachmaschinen aus der Zeit von 1979-1994.

Entscheidend in der Bewertung ist die Elo-Performance, welche die Geräte im direkten Vergleich zueinander aufweisen. Das ist in der Tat ein erheblicher Unterschied zur bisherigen allgemeinen Einstufung, die in z.T. Tausenden von Partien als sogenannte Eichung erspielt wurde. Hingegen ist die Performance auf ein einmaliges Ereignis, z.B. ein einzelnes Turnier ausgerichtet. Der interessanteste Aspekt ist dabei die Dynamik die entsteht, wenn die verschiedensten Programmieransätze aufeinandertreffen und einfach ausgedrückt eine Momentaufnahme abbilden.

Den ersten Durchgang bestreiten jene Programme, die angefangen von Ende der Siebziger-Jahre bis Anfang der Achtziger den Markt dominierten und in diesem Sinne eine Auswahl von Computern sind, die Meilensteine auf dem Weg der Entwicklung waren. Deren Spielstärke jedenfalls zum Teil heute noch nicht zu unterschätzen ist. Denn immerhin, trotz ihrer geringen Rechenleistung stellenweise dazu fähig, sämtliche bekannten Mattführungen zu beherrschen. Aber auch die 90er Jahre Geräte, als die Schachcomputer zu immer ernsteren Gegnern von Vereinsspielern wurden, bestreiten hier als Zaungäste einen Vergleich am Rande.

Ich wollte nicht vordergründig den Sieger dieser Turniere präsentieren, sondern vielmehr das verhältnismäßige Abschneiden dokumentieren. Die ausgewählte Gegnerschaft sollte in etwa eine ausgeglichene Balance schaffen. Abgebildet wird das durch den Performance-Wert, welcher den Erfolg im direkten Vergleich darstellt und, wenn auch vorsichtig, eine Richtung anzeigt.

Mit dem Zweck, die Schwächen und Stärken der Programme zu sehen und durch die entstandenen +/- Schwankungen im Praxistest manches genauer einzuordnen. Auch der Performance-Wert ist und bleibt trotz allem relativ, steht er doch nur temporär im Verhältnis (während eines Turniers) und erhebt somit keinen Anspruch auf einen Allgemeinplatz.

Modus: Round Robin

Zeit: Blitz/Grundeinstellung

Software: MESS-Emulation, Arena 1.1

Anzahl der Partien: 66

Turnier der 1. Generation: Elo, Performance, Programmierer

Mephisto II 6,1 Mhz 1416 – 1379 Thomas Nitsche/Elmar Henne

2. Version – bessere Taktik

Mephisto MM I 1532 – 1573 Thomas Nitsche/Elmar Henne

Spielt interessantes Schach

Fidelity CC Sensory 8 1123 – 1208 Ron Nelson

1. Schachcomputer mit Drucksensorbrett

Mephisto I 1226 – 1078 Thomas Nitsche/Elmar Henne

Ur-Brikett

Mephisto III 1511 – 1399 Thomas Nitsche/Elmar Henne

Im Jahr 1983 – ein „neues“ Projekt

Scisys Mark VI Philidor 1424 – 1543 Mark Taylor & David Broughton

Verbessertes Erweiterungsmodul

Scisys Mark V 1470 – 1539 Mark Taylor & David Broughton

Beherrscht Springer + Läufer Mattführung

Chafitz GGM Steinitz 4 Mhz 1703 – 1458 Larry Atkin

Aggressiver Spielstil

Chafitz ARB Sargon 2.5 1364 – 1383 Dan & Kate Spracklen

1. Magnetsensorbrett in Holzausführung und Turniergröße

CXG Chess 2001 1663 – 1501 Richard Lang

Arbeitet mit Software „Cyrus“ inside

Fidelity CC Voice 1165 – 1083 Ron Nelson

1. Schachcomputer mit Sprachausgabe

Novag Constellation 1699 – 1558 Dave Kittinger

Spielt variantenreiches Schach

In diesem Feld waren in der Tendenz mehr die selektiven Computer im Vorteil. Unerwartet war auch das schlechte Abschneiden des Mephisto I, der sogar gegen Fidelity CC Sensory 8 sein Spiel verlor. Umso gegenteiliger überraschte der Mephisto MM I, der, was die Performance anbelangt, eine solide Leistung zeigte. Nur seine Schwächen im Endspiel waren häufig sichtbar und er hatte stellenweise Glück, noch ein Remis halten zu können.

Der Mark VI Philidor bewies schachlich ein für die damalige Zeit gutes Positionsverständnis. Entsprechend auch seine beeindruckende Performance im Turnier.

Das Programm von Richard Lang hat hier die Mittellinie selten überschritten. Der CXG punktet meist im Endspiel, ist aber dem Mephisto II 6,1 Mhz um nur ein Beispiel zu erwähnen gerade im Mittelspiel keineswegs überlegen.

Modus: Round Robin

Zeit: Blitz/Grundeinstellung

Software: MESS-Emulation, Arena 1.1

Anzahl der Partien: 15

Turnier der Gehobenen: Elo, Performance, Programmierer

Novag Scorpio 68000 2040 – 2097 Dave Kittinger

Novag setzt zum ersten Mal auf die 68000 CPU

Mephisto Berlin 68000 2188 – 2140 Richard Lang

Das Mephisto Spitzengerät der schwarzen Laptopreihe (1992)

Mephisto Berlin Pro 68020 2269 – 2143 Richard Lang

PC-Software „Genius2“ inside

Saitek Risc 2500 2244 – 2188 Johan de Koning

Taktisch auf hoher Turnierstärke

Fidelity Avantgarde V10 68040 2186 – 2180 Dan & Kate Spracklen

Eine Sonderanfertigung für ca. 11.000 $

Mephisto Modena 1959 – 1385 Frans Morsch

Vom Stil etwas unberechenbar

Dieses kleinformatige Turnier hatte viele spannende Momente. Erstaunlich die Leistung des Novag Scorpio 68000, der seine Partie gegen die Avantgarde V10 gewinnen konnte. Und genau Letztgenannter war der Trainingspartner von Anatoli Karpow, welchen er als Erster 1990 von Fidelity als Prototypen erhielt. Als Erweiterung seines Sekundantenteams, sozusagen.

Während die beiden Berlin´s den Scorpio schlugen gelang dem Berlin 68020 lediglich ein Remis gegen den Fidelity. Das Duell der beiden Schachcomputer Berlin 68000 gegen Berlin 68020 endete unentschieden. Entgegen der Erwartungen, hatte der Berlin 68000 in dieser Partie sogar Stellungsvorteile und einen Mehrbauern womit das Remis für den Berlin 68020 fast glücklich war. Wundert nicht, fast könnte man meinen sie spielen humanoid.

Der Modena als Underdog hatte in diesem Teilnehmerfeld weniger gute Karten und verlor alle Partien gegen seine prominente Gegnerschaft. Zu bedenken gibt sein so extrem niedrig erzielter Performancewert dennoch nicht, weil es zumindest die Erkenntnis schafft, dass ein fester Elo-Wert und die im Turnier erzielte Performance sehr weit voneinander entfernt sein können, je nach Konstellation.

Also ist es so, das die Elo sowohl stark inflationär oder eben noch stärker deflationär sein kann. Dieser Effekt tritt vor allem ein, wenn die Leistungsschere zu weit auseinander klafft und so Verzerrungen entstehen. Genau aus diesem Grund habe ich deshalb auch den Modena im nächsten Turnier wieder mitspielen lassen.

Modus: Round Robin

Zeit: Blitz/Grundeinstellung

Software: MESS-Emulation, Arena 1.1

Anzahl der Partien: 28

Turnier Mittelklasse: Elo, Performance, Programmierer

Novag Constellation 3,6 Mhz 1750 – 1698 Dave Kittinger

Die Taktung wurde erhöht

Novag Super Constellation 1808 – 1928 Dave Kittinger

Kittinger´s berühmter PSH-Algorithmus

Mephisto B&P 1796 – 1747 Ulf Rathsman

Blitzmodul, nahezu rein taktisch

Mephisto MM II 1814 – 1617 Ulf Rathsman

Eher schwierig für durchschnittliche Spieler

Mephisto MM IV 1947 – 1928 Ed Schröder

Für stärkere Spieler durchaus lohnenswert

Mephisto Modena 1959 – 1946 Frans Morsch

wie o.g.

Scisys Turbo King 1881 – 1607 Julio Kaplan & Craig Barnes

Das Phänomen

Scisys Turbostar 432 1786 – 1693 Julio Kaplan

Im Jahr 1985 einer der Besten im Endspiel

Wie zu erwarten war hat der Mephisto Modena hier wieder seine typische Leistungskurve erreicht. Seine Gegner waren hier im Schnitt etwas leichter einzuordnen, aber nicht pauschal und auch nur teilweise. Denn wie gesagt, selbst die Geräte, die nominell stärker sind zeigen gelegentlich ihre manchmal unerwarteten Gefälle.

Dagegen ging es dem Super Constellation in diesem Turnier ausgesprochen gut. Obwohl von der Einordnung drunter, griffen seine PSH-Algorithmen hier durchaus erfolgreich. Definition: „passt sicher halbwegs“, ist ein Programmierprinzip von Dave Kittinger, welches dafür bekannt war, Opferangriffe zu führen um so mit genau jenen taktischen Manövern die Partie für sich zu entscheiden. Im Jahr 1984 war dieser Schachcomputer der Star in der Szene und selbst bei besseren Vereinsspielern ein durchaus beliebter Trainingspartner.

Auch der Mephisto MM IV blieb konstant im Rennen. Dieses Schröder-Programm ist mehr bekannt für positionell solides Schach. Mehr enttäuscht hat hingegen der Mephisto MM II und der Scisys Turbo King, die sich in diesem Feld nur wenige Punkte sichern konnten.

Unter seinen Möglichkeiten, wenn auch geringer, das B&P Blitzmodul von Rathsman. Trotz harter Gegnerschaft agierte es taktisch wilder als sogar sein Nachfolger, der MM II. Der Turbo King, dem es zwar oft gelingt aus der Eröffnung gute Stellungen zu entwickeln, ist dann aber schnell wieder fähig, diese Vorteile erneut zu verspielen. Was dem King im Turnier die rote Laterne einbrachte.

Aber was nicht zwingend bedeutet, das man es im Schach gegen dieses Gerät leicht hat. Ein gewisses Niveau hat das Teil durchaus.

Modus: Round Robin

Zeit: Blitz/Grundeinstellung

Software: MESS-Emulation, Arena 1.1

Anzahl der Partien: 28

Mittelklasse vs 1. Generation: Elo, Performance, Programmierer

Mephisto Glasgow III-S 1766 – 1670 Thomas Nitsche/Elmar Henne

Das WM-Programm von 1984

Mephisto MM II 1814 – 1643 Ulf Rathsman

wie o.g.

Mephisto III 1511 – 1646 Thomas Nitsche/Elmar Henne

wie o.g.

Mephisto MM I 1532 – 1623 Thomas Nitsche/Elmar Henne

wie o.g.

Scisys Turbostar 432 1786 – 1607 Julio Kaplan

wie o.g.

Fidelity CC Sensory 9b 1601 – 1614 Dan & Kate Spracklen

Knackiges Programm für die Zeit um 1982

Scisys Mark VI Philidor 1424 – 1537 Mark Taylor & David Broughton

wie o.g.

Novag Savant II 1462 – 833 Dave Kittinger

Erweiterungsmodul zum Savant

Ohne viele Worte zum Novag Savant. Sein karges Abschneiden war sehr häufig seinem Unvermögen geschuldet, eine vernünftige Mittelspielstellung ins Endspiel fortzusetzen und dieses zu halten. Denn in ca. zwei Partien hätte er theoretisch ein Remis holen können und stand nicht immer chancenlos. Nur in der Verwertung seiner Chancen brach er stets massiv ein.

Die Favoriten, der Glasgow und der MM II gewannen zwar das Turnier, jedoch nicht so überzeugend wie zu erwarten gewesen wäre. Obgleich auch aus eigener Erfahrung der Mephisto MM II schwerer zu schlagen ist wie beispielsweise der MM I, bzw. der fast baugleiche Mephisto III, so muss ich doch immer wieder feststellen, dass genau jene Letzteren ein nicht zu unterschätzendes Schach spielen. Teils durch grundlegend vernünftigen Spielaufbau als auch hin und wieder durch erstaunlich gute Züge in den verschiedensten Mittelspielstellungen.

Gelangt man gegen den Mephisto III ins Endspiel so sind die Chancen gut, dessen Schwächen auszunutzen, während das gegen den Mephisto MM II ein eher schwieriges Unterfangen ist, da das hochgradig rechnende Brute-Force-Programm von Ulf Rathsman diese Spielphase trotz allem besser im Griff hat. Vorausgesetzt, man ist gegen den MM II vorher nicht taktisch gescheitert.

Die Problematik des Turbostar 432 ist manchmal seine Tendenz zu taktischen Aussetzern, wodurch seine besseren Endspielfähigkeiten gelegentlich nicht mehr zum Tragen kommen. Daher oft seine eher durchwachsene Performance.

Der Fidelity CC 9 hingegen im gewohnten Stil. Das Spracklen-Programm wie gleichermaßen die verbesserte Hardware mit der 6502-CPU gegenüber dem etwas älteren CC 8, machten das Teil 1982 zu einem Gerät, das durchaus taktisch schärferes Schach spielte und nicht mehr so einfach zu schlagen war. Er konnte seine Leistung bestätigen und gruppierte sich ins Mittelfeld ein.

Shredder Chess – etwas zu UCI-Engine und MESS Emulation

Die Shredder Chess GUI (Benutzeroberfläche) ist dafür bekannt, eine starke Schach-Engine unter besagter Programmoberfläche integriert zu haben. Gleichzeitig ist sie ursprünglich auch deswegen bekannt, dass diese einige WM-Titel für sich gewinnen konnte. Der Programmierer, Stefan Meyer-Kahlen entwickelte auch die UCI-Schnittstelle (Universal Chess Interface). Auf was ich prinzipiell hinaus will, ist, dass ich dieses Programm etwas auf seine Vielseitigkeit und seine Möglichkeiten getestet habe. Denn das was die meisten Schachprogramme am PC jederzeit können, standardisiert eine UCI-Engine anzusprechen und mit jenem Protokoll zu kommunizieren. Das ist inzwischen die gängigste Schnittstelle. Also wenig erwähnenswert im eigentlichen Sinn. Genauso wenig wie die Tatsache, dass es nur unwesentlich schwieriger ist, ein Turnier zwischen all den modernen Schach-Engines automatisiert zu starten und nach Abschluss die entsprechende Ergebnisliste einzusehen und somit auszuwerten.

Was vielleicht weniger bekannt sein dürfte – könnte – ist die Sache, das selbst die Schachcomputer Emulationen ins System der Shredder Software integrierbar sind. Um noch einen kleinen Schritt weiterzugehen, d.h. um noch etwas mehr Spannung aufkommen zu lassen – es sogar machbar ist, die Emulationen alter Schachcomputer gegen moderne UCI-Engines spielen zu lassen. Ich will das nicht als das Maß der Dinge interpretieren. Es ist jedoch etwas, was unter der ebenso allseits bekannten Arena GUI nicht funktionierte. Jedenfalls sah ich keine Möglichkeit hierzu. Doch hier ist es hingegen möglich und der Horizont erweitert sich somit. Vordergründig um verschiedene Testprojekte durchzuführen.

Und das bedeutet, das z.b. ein uraltes Schachprogramm wie das Sargon V1.01 aus dem Jahr 1978, welches zu seiner Zeit beispielsweise auf dem Tandy Radio Shack lief und eines der ersten erfolgreichen Programme in Assembler war, Schachcomputer aus der frühen Ära herausfordern kann. Was erheblich mehr Sinn macht, denn es geht nicht um die Frage des Abschneidens gegen aktuelle Engines, sondern mehr darum festzustellen wie sich Sargon 1.01 gegen die Programme, welche in den ersten Generationen von Schachcomputern verbaut waren, schlagen würde. Das konkrete Projekt ist folgendes – Sargon 1.01 läuft als UCI-Version auf einem Laptop mit Intel CPU – und erreicht im Verhältnis zum einstigen Homecomputer – TRS80 mit einer Zilog Z80 CPU von 1978 – ein Optimum an Spielstärke. Die Schachcomputer dagegen, die über MESS/MAME Emulations-Software auf dem gleichen Computer laufen, sind in ihrer Leistungsfähigkeit identisch, weil deren Hardware exakt abgebildet bzw. emuliert wird.

In der Praxis konnten so interessante Resultate erzielt werden. Ein Mephisto II mit 6,1 Mhz konnte in 2 Schnellschachpartien nur ein Remis, also 0,5 : 1,5 erreichen und hatte das Nachsehen. Der Mephisto I von 1980 verlor deutlich seine beiden Partien im Schnellschachmodus. Dem ARB Sargon 2.5 (gleichermaßen ein Programm von Dan & Kate Spracklen) erging es nur wenig besser – 3,5 : 0,5 in 4 Blitzpartien für Sargon 1.01.

Bessere Karten hatte hier erst der Mephisto MM II von Ulf Rathsman, ein taktisch versiertes Programm von 1985. Obgleich der Sargon 1.01 im Mittelspiel sogar bissiger agierte, was wirklich interessant ist, verlor es doch den Schnellschachvergleich mit 0,5 : 1,5 gegen das Rathsman-Programm. Auffallend auch hier erneut die eklatante Endspielschwäche der früheren Programme, wodurch es nicht selten vorkam, dass Gewinnstellungen ins Remis/ oder in den Verlust kippten.

Ich werde in der nächsten Zeit weitere Vergleiche anstellen. Nicht nur bezüglich der Relativität in Fragen des Spielstärkevergleichs, sondern auch die Einstellungen in Shredder betreffend. Einfacher ist es bei Engine-Direktvergleichen, weil diese von der Shredder-Software gesteuert werden. Schwieriger wird es bei Games, UCI-Engine in Shredder vs Emulation des Schachcomputers. Hier geht es um die Zeit-Einstellung. Die aufgerufene MESS-Emulation verzögert die Zugausführung in Shredder, weil die Übertragung vom emulierten Brett ein paar Sekunden dauert und umgekehrt, was vor allem in Blitzpartien zu Ungleichheiten führt. In Schnellschachpartien kann das leichter mit einem zeitlichen Delay umgangen werden. Allerdings beruht das mehr auf einer Schätzung, im Verhältnis zur durchschnittlichen Bedenkzeit des Schachcomputers, was keine optimale Lösung darstellt.

Mephisto II 6,1 Mhz – gegen die Konkurrenz seiner Zeit

Die Auflistung der Computer, gegen die Mephisto im direkten Vergleich gespielt hat.

Fidelity Chess Challenger Sensory Voice – Elo: 1189

Jahr: 1980

Chafitz ARB Sargon 2.5 (GGM Chafitz Sargon 2.5) – Elo: 1371

Jahr: 1980

Mephisto I – Elo: 1218

Jahr: 1980

Fidelity Chess Challenger Sensory Champion – Elo: 1572

Jahr: 1981

Mephisto II 3,5 Mhz – Elo: 1332

Jahr: 1981

Chafitz Morphy – Elo: 1450

Jahr: 1981

Scisys Mark V – Elo: 1466

Jahr: 1981

Scisys Mark VI Philidor – Elo: 1386

Jahr: 1982

Fideltiy Chess Challenger Sensory 9 – Elo: 1591

Jahr: 1982

Mephisto II 6,1 Mhz – Elo: 1401

Jahr: 1982

Mephisto III – Elo: 1507

Jahr: 1983

Chafitz GGM Steinitz 2 Mhz – Elo: 1576

Jahr: 1983

Mephisto MM I – Elo: 1527

Jahr: 1984

CXG Chess 2001 (Cyrus) – Elo: 1660

Jahr: 1984

Saitek Leonardo – Elo: 1602

Jahr: 1986

Zum Gerät selbst:

Elo-Performance: 1401

Das Programm wurde geschrieben von Thomas Nitsche & Elmar Henne.

Ein im Prinzip unscheinbares Gerät aus heutiger Sicht. 1982 jedoch ein technisch fortschrittlicher Mikro-Schachcomputer, der schon seines Designs wegen faszinierte. Die Spielstärke betreffend könnte man das „Brikett“ der Klassifizierung eines „C-Amateurs“ zuordnen, was dessen allgemeine Einschätzung angehen würde. Anders formuliert, ist es besonders geeignet für Schachspieler, die grob überschlagen als durchschnittlich einzustufen wären. Also in die breite Masse fallen.

Seinen Spielstil sehe ich in Anbetracht seiner Programmroutinen, als ein A+B-Strategie- System an, welches „brute force“ und „selektiv“ als Suchprinzip eng verbindet und im Fall des Mephisto II gleichzeitig stark von der Wahl der Spielstufe beeinflusst wird. In den Hauptvarianten der Eröffnung ist er für seine Zeit erstaunlich gut aufgestellt. Das Mittelspiel behandelt er taktisch in seinen Grundzügen passabel. Seine markante Schwäche ist, was viele wissen, sein Endspiel. Jenes behandelt er überwiegend rechenlastig und zwar in jenem Rahmen, der ihm damals möglich war. Die Kapazitäten waren begrenzt, weil eine 1802-CPU noch zu den Anfängen der Mikroelektronik gehörten, 2 KB RAM nicht wirklich ernsthaft Rechenprozesse auslagern konnten, sowie in 12 KB ROM sicher ein intelligent agierendes Programm integriert war, welches natürlich nur mit marginalem Wissen ausgestattet werden konnte, wodurch, vor allem vor 40 Jahren, fehlendes KnowHow, besonders im Endspiel, gewissermaßen vorprogrammiert war. Im Vergleich, bsp. zum Vereinsschach, klafften hier noch massive Lücken.

Die Emulationen machen es möglich, einige Test-Schachpartien auf Software-Ebene laufen zu lassen. So habe ich den Mephisto II (2. Version mit 6,1 Mhz Taktfrequenz) auf einige weitere Computer jener frühen Jahre, Anfang der Achtziger, im Direktvergleich losgelassen. So ist es möglich seine Spielstärke zumindest teilweise korrekt einzuschätzen.

Start des Turniers der 8-bit Micro-Schachcomputer. Die Runden wurden mit einer Bedenkzeit: 40 Züge /120 min. ausgespielt.

In der 1. Partie spielte: Chafitz ARB Sargon 2.5 (Elo:1371) gegen Mephisto II 6,1 Mhz (Elo:1401)

1980 das erste Magnetsensorbrett in Turniergröße, ausgestattet mit einem Programm von Dan & Kate Spracklen, dem Sargon 2.5, das bereits im TRS-80 und im Sinclair-ZX-Spectrum in Form eines Homecomputers Ende der Siebziger erhältlich war.

Der Chafitz ARB Sargon 2.5 von Applied Concept lief bereits mit einer 6502-CPU, verfügte über lediglich 2 KB RAM und 8 KB ROM für das Programm. Als es erschien war es trotz allem eines der stärksten Programme, die am Markt verfügbar waren.

Die Partie wurde von Sargon zäh verteidigt, denn die Initiative lag überwiegend beim II-er. Dieser konnte seine Vorteile aber nicht verwerten und so endete das Spiel zuletzt noch Unentschieden.

0,5 : 0,5

In der 2. Partie kam ein größeres Geschütz auf das schwarze Brikett zu.

Der Chess Challenger Sensory Champion (Elo:1572) gegen Mephisto II 6,1 Mhz (Elo:1401)

Weltmeister im Jahr 1981 der 1. Mikro-Schachcomputer-Weltmeisterschaft.in London. In der Hardware geringfügig erweitert, dafür aber mit einer stärkeren Software (Spracklen) versehen.

Der Champion Sensory überzeugte mit starkem Druckspiel. Es erfolgte umgekehrt ein zähes Gegenspiel des Mephisto, wodurch dieser sich das Remis schlußendlich sichern konnte.

Es wirkt ein wenig so, als ob sich Spracklen & Nitsche/Henne Programm im Mittelspiel, gerade was taktische Momente angeht, im Spielstil eher wenig konkurrieren. Also durchaus Ähnlichkeiten aufweisen.

0,5 : 0,5

In Partie 3 ging es gegen die Weiterentwicklung des legendären III-er Projekts von Thomas Nitsche und Elmar Henne. Dabei kam es zum Aufeinandertreffen des Mephisto II 6,1 Mhz (Elo:1401) gegen den Mephisto III (Elo:1507).

Der Sieg ging an den III-er, welcher bereits im Mittelspiel den II-er strategisch überspielte. Was diesem nicht immer gelingt, sobald er in eine taktische Wendung des II-er gerät. Das speziell sehr selektive Programm des III-er ermöglicht es ihm teilweise überraschend starke Züge auszuspielen. Die Suchstrategie dieses Programms verfolgt allerdings einen schmäleren Horizont, was dazu führen kann, das taktische Manöver schlicht übersehen werden.

Eine verbesserte Eröffnungsbibliothek, wissensbasiert vieles einprogrammiert, auf Basis von 32 KB ROM, 4 KB RAM lässt das Programm im Spielstil sehr menschenähnlich aufspielen. Die üblichen Grenzen im Endspiel blieben jedoch selbst beim III-er nach wie vor verbesserungsbedürftig.

0 : 1 Mephisto III

Die 4. Partie hat wieder interessante Überraschungen auf den Tisch gebracht. Der Mephisto II mit 6,1 Mhz (Elo:1401) traf hier auf den ursprünglichen Mephisto II (Elo:1332), der, als er 1981 auf dem Markt erschien, standardmäßig mit nur 3,5 Mhz getaktet war.

Und wie man es nicht vermutet hätte, ging die Partie tatsächlich an den II-er 3,5 Mhz, der mit einem Schwarzsieg bereits im Mittelspiel gewann, indem er den Mephisto II 6,1 Mhz ausmanövrierte. Es ist nicht so, dass die Spielstärke der beiden weit auseinander liegt, nein, aber der Favorit besiegte sich in diesem Fall eher selbst, weil er taktisch nicht den Horizont überblickte und entscheidende Konterangriffe nicht rechtzeitig auf dem Radar hatte. Allenfalls ist zu beobachten, dass jene Programme, die in ihrer Machart eng verwandt sind, manchmal unberechenbare Ergebnisse liefern.

0 : 1 Mephisto II 3,5 Mhz

Das fast legendäre Programm des Scisys Mark V (Elo:1466) von David Broughten & Mark Taylor konnte in dieser 5. Partie keinen Fuss auf den Boden setzen gegen den Mephisto II mit 6,1 Mhz (Elo:1454). Die integrierte Technik, 32 KB ROM ließen darauf schließen, das dem Programm im Mark V mehr Wissen zur Verfügung stand. Nachvollziehbar, denn immerhin beherrschte er die ganze Palette der Mattführungen inklusive mit Springer + Läufer.

Der Einbruch des hochselektiven (nahezu der B-Strategie folgendem) Mark V Programmes erfolgte relativ früh im Mittelspiel. Der II-er konnte seine taktischen Fähigkeiten erneut zur Geltung bringen und gewann die Partie überzeugend.

0 : 1 Mephisto II 6,1 Mhz

In der 6. Partie rettete der Scisys Mark VI Philidor (Elo:1386) und taktisch leicht verbessert, die Ehre seines Vorgänger-Programmes. Der Mephisto II 6,1 Mhz (Elo:1401) hatte sich in taktischer Manier zwei verbundene Freibauern gesichert. Im Turmendspiel gelang es dem Mark VI trotz allem das Spiel für sich zu entscheiden.

1 : 0 Scisys Mark VI Philidor

Die 7. Partie endete für den Vorgänger Mephisto I (1218) ziemlich schnell. Bestückt mit 1 KB RAM und einem schlanken Programm, das lediglich 6 KB ROM benötigt, wobei die Eröffnungsbibliothek nur 215 Züge aufweist, war er gegenüber dem weiterentwickelten II er in Summe rasch im Nachteil. Mephisto II 6,1 Mhz (1401) erreichte im frühen Mittelspiel zügig Vorteil inklusive Materialgewinn, wodurch er den I er überspielte.

1 : 0 Mephisto II 6,1 Mhz

In der 8. Partie trafen Mephisto II 6,1 Mhz (1401) und Mephisto MM I (1527) aufeinander. Der MM I ist mit 8 Mhz geringfügig höher getaket als der Mephisto III.Jenes Projekt, welches damals mehr ein Prototyp war, fügte hier seinem Vorgänger eine klare Niederlage zu. Eine in diesem Fall zerstörte Struktur seiner Bauern im Mittelspiel folgte zügiger Materialverlust. Oft sind die Matches zwischen verwandten Programmen mit überraschenden Wendungen versehen. Aber dieses Mal sicherte sich das selektivere Programm den Punkt.

0 : 1 Mephisto MM I

Die 9. Partie, Chafitz Morphy (1450) gegen Mephisto II 6,1 Mhz (1401), wurde relativ schnell entschieden. Ausschlaggebend waren dabei taktische Manöver im frühen Mittelspiel durch Mephisto II. Das legendäre Endspielmodul konnte seine Stärken so nicht mehr zeitig einsetzen.

0 : 1 Mephisto II 6,1 Mhz

In der 10. Partie trafen dann der Chafitz GGM Steinitz 2 Mhz (1576) und Mephisto II 6,1 Mhz (1401) zusammen. Das Chafitz-Programm stammte von Larry Atkin. Mit 24 KB ROM erhielt es mehr Schachwissen und war insgesamt vom Spielstil her zu jener Zeit eines der interessantesten Programme seiner Zeit.

Im Verlauf der Partie konnte es seine Stärke, sein aggressives Spiel nicht wie üblich zur Geltung bringen, da es schon im frühen Mittelspiel zum Einschluss seines Läufers kam. Wodurch der II er einen eindeutigen Punktsieg landen konnte.

0 : 1 Mephisto II 6,1 Mhz

Die 11. Partie ist wieder eine besondere Herausforderung für Mephisto II 6,1 Mhz (1401). Denn er spielt mit diesmal wieder mit Weiß gegen den CXG Chess 2001 (1660). Hier wird er mit dem ersten Programm von Richard Lang konfrontiert, angepasst an den Microprozessor „Z80“ im CXG 2001. Im Jahr 1981 wurde es als „Cyrus Chess“ Europameister.

Mephisto hielt agil in der Eröffnung mit und bewältigte taktisch gut das Mittelspiel. Im Übergang zum Endspiel, verlor er jedoch zwei seiner verbundenen Freibauern, was den CXG schnell zum Sieg brachte. Beliebt war dieses Gerät auch wegen seines Spielfeldes mit Magnetsensortechnik.

0 : 1 CXG Chess 2001

Während der folgenden 12. Partie, kam es zum Aufeinandertreffen mit der kleinen Legende von Fidelity, dem Chess Challenger Sensory 9 (1593). Auch hier spielte Mephisto II 6,1 Mhz (1401) erneut mit den weißen Figuren. Tendenziell bleibt festzustellen, dass beide Programme eine gewisse Affinität zueinander aufweisen.

Mephisto übte während des Spiels oftmals leichten Druck auf den Fidelity aus, was eher zu einer minimal besseren Position für den II er im Turmendspiel führte. Entschieden wurde die Partie erst als nur noch die beiden Könige auf dem Brett übrig blieben.

0,5 : 0,5

Erstaunlich auch die 13. Partie, in welcher sich der Fideltiy Chess Challenger Sensory Voice (1189) zäh durch das Mittelspiel manovrierte, was für das Programm von Ron Nelson sprach. Im Übergang zum Endspiel agierte wie erwartet der Favorit Mephisto II 6,1 Mhz (1401) einen Tick stärker, verschaffte sich einen Freibauern, den er nach etwa 50 Zügen auf die gegnerische Linie maschieren ließ und dem Sensory Voice den Verlust der Partie einbringt.

0 : 1 Mephisto II 6,1 Mhz

Die 14. Partie bildet den Abschluss des kleinen Turniers und findet gegen den eher positionell agierenden Saitek Leonardo (1602) statt, dessen Programm aus den Händen von Julio Kaplan & Craig Barnes stammte. Gegner auch hier, Mephisto II 6,1 Mhz (1401).

Hier scheiterte der eigentliche Favorit an sich selbst. Genau genommen hat er sich selbst besiegt. Der Leonardo verspielt bereits die Eröffnung, rochiert im Anschluss riskant und verliert in der Folge den Überblick und jegliche Chancen. Nach einigen taktischen Schlägen des Mephisto wird der Saitek rasant überrollt.

0 : 1 Mephisto II 6,1 Mhz

Die Berechnung seiner Performance in Elo (Spielstärke)

Erzielte Punkte: 5.0/10, Gegnerschnitt: 1440.5

ELO-Performance: 1441

Gewinnerwartung: 4.459/10

Ihre neue ELO: 1411.8 (+10.8) für Mephisto II 6,1 Mhz

Nach 10 Partien wurde diese Zwischenwertung erreicht.

Erzielte Punkte: 2.5/4, Gegnerschnitt: 1511

ELO-Performance: 1622

Gewinnerwartung: 1.488/4

Ihre neue ELO: 1432.2 (+20.2) für Mephisto II 6,1 Mhz

Nach weiteren 4 Partien ergab sich somit folgende Gesamtwertung.

Auffallend ist, dass trotz des geringen Durchlaufs an Partien, sich die Elozahl im allgemeinen bestätigt hat, beziehungsweise die Tendenz für den Mephisto II 6,1 Mhz eher nach oben gezeigt hat. Seine ELO von 1432, die ungefähr mit einer DWZ von 1275 korrelieren würde, liegt daher durchaus im realistischen Bereich. Unabhängig davon, dass solche Berechnungen vielmehr als ungefähre Richtwerte dienen, die jederzeit in zwei Richtungen ausschlagen können.

Auf der Stufe C7 (durchschnittliche Antwortzeit 10 min./Zug) verbessert sich sein Spiel nochmals merklich, und nicht nur, weil hier das Endspiel besser behandelt wird, sondern wegen der Bedenkzeit, die verdoppelt wird plus nochmal um ca. ½.. Was grob 80-90 Elo-Punkte generiert. Womit das Gerät dann in der 1500 er Liga mitspielt und umso mehr zum interessanten Gegner wird.

NOVAG UNIVERSAL Electronic Chess Board – im praktischen Einsatz

Entgegen vieler landläufiger Annahmen, ist das elektronische Magnetsensor-Schachbrett von NOVAG, das Universal Electronic Chess Board, fähig, mit Schachprogrammen verschiedenster Art zu spielen. Dessen Befehlsstruktur, wenn auch noch trivial aufgebaut, kann mit ein paar Tricks sogar mit aktuellen Laptops/Betriebssystemen kommunizieren. Daher ist es nicht unbedingt veraltet. Stattdessen ist es erstaunlich wie vielseitig dieses Board anwendbar ist. Damals dachte niemand an softwareseitige Schnittstellen im elektronischen Schach (wie z.B. das UCI-Protokoll), noch viel weniger an Ghz-schnelle Hardware oder 64-bit Betriebssysteme. Bedenkt man die Zeit, in der NOVAG dieses Brett produzierte, wird klar, das im IBM-PC-Sektor gerade ein 80486-Prozessor Stand der Dinge war. DOS 4.01 die dazugehörige Software, die angewendet wurde.

Technisch betrachtet, das Universal Chess Board, welches eine Schnittstelle zum PC besaß, musste eher mit diesem Feature als Projekt für die Zukunft betrachtet werden. Die serielle Verbindung zum PC wurde mittels eines RJ-12/25-poligen Adapters hergestellt. Die dedizierten Schachcomputer von NOVAG wurden beidseitig mit einem RJ-12-Stecker verbunden. Was die Entwickler von einst in jenem Moment wohl weniger ahnten, war, das durch dieses Board einmal Vergangenheit und Zukunft in einer zeitlichen Linie liegen könnten. Um es kurz und anschaulich zu machen, ist es aus heutiger Sicht möglich, mit dem NOVAG Universal Electronic Chess Board, nicht nur gegen die von Hersteller damals in Kombination angebotenen Schachcomputer NOVAG Sapphire I und Sapphire II zu spielen, sondern gleichermaßen gegen die intelligent und aufwendig programmierten Emulationen von dedizierten Schachcomputern früherer Hersteller (MEPHISTO, NOVAG, SCISYS, CHAFITZ, FIDELITY ect:). In den Jahren nach 1990 ist es nicht nur Dave Kittinger gewesen, der für NOVAG programmierte (dessen Software Wchess 1.5 für das Board angepasst wurde), vielmehr taten dies auch weitere Programmierer wie Frans Morsch und Richard Lang, die Fritz 3 respektive Genius 3 für das NOVAG Universal Chess Board zugänglich machten.

Im DOS 6.22, Windows 3.11, Windows 95 Zeitalter wurden nun die technischen Möglichkeiten zur Umsetzung geschaffen, die der Hersteller NOVAG Jahre zuvor hardware-seitig platzierte. Danach gingen ca. 5 Jahre ins Land bis die UCI-Schnittstelle (Universal Chess Interface) entwickelt wurde. Lediglich die Winboard-Schnittstelle (WB) existierte bereits. Es dauerte nochmal etwas bis Schachprogramme entsprechend angepasst worden sind und weitere Sonderfunktionen wie (Novag-Unterstützung, DGT-Anbindung, Autoplayer ect.) mit den Programmen zusammenarbeiteten. Eine der letzten Barrieren, die durchbrochen wurden, war der Gedanke der Emulation von früheren Schachcomputern als reiner Softwarelösung. Konnte bereits die DOS-Emulation (DOSBOX) viele alte DOS-Engines wieder in den Mittelpunkt bringen, und auch hier war die physische Einbindung von Board und Laptop im Bereich des Machbaren, so war es mit Unterstützung der WB-Schnittstelle jetzt darüber hinaus möglich, den software-basierten Schachcomputer (z.B. Fideltiy Sensory Champion) von 1981 per Arena Schachprogramm auf ein modernes DGT-Board zu übertragen, insofern im Menü Extra unter „Configure DGT-Chessboard“ die Einstellungen aktiviert wurden. Während jenes natürlich gleichermaßen per UCI-Interface geschah, wollte man mit modernen Engines a la Stockfish die Züge auf das DGT-Brett senden.

Das selbe Prinzip funktioniert erstaunlicherweise auch mit einem RS232-Chessboard, das 1995 für kurze Zeit produziert wurde, durch den in Arena integrierten Autoplayer. Zusätzlich ist auch der NOVAG Citrine (Schachcomputermodell von 2006) dafür vorgesehen was durch die implementierte Unterstützung in Arena (Extras „Configure Novag-Chessboard“) ermöglicht wird. Schwieriger wird es für das NOVAG Universal Electronic Chess Board, weil die vereinfachte interne Befehlsstruktur keine Kommunikation zuließ. Vor einigen Jahren wurde jedoch ein Treiber entwickelt, der Arena ein DGT-Board vorgaukelt. Das passiert mit einer spezifischen DLL- und einer Konfigurationsdatei. Grundsätzlich braucht es zwei Eingaben, was bedeutet, das nach dem ersten Start die Prozedur wiederholt werden muss. Nach einem kurzen Zeit- Delay wird in der Regel das Universal Chess Board erkannt und die Züge werden einwandfrei übertragen.

Zusammengefasst sind mit dem NOVAG Universal Electronic Chess Board, Baujahr 1989/90, Schachpartien spielbar, die gegen eine Gegnerschaft (von 1977 Fidelity Chess Challenger 1 bis zu 2022 Stockfish 15 NNUE), ausgetragen, beziehungsweise auf das Board software-seitig übertragen werden können.

DOS-PC-Schach – Nimzo 3.5

Programm: Nimzo 3.5

Betriebssysteme: DOS 6.22 / Windows 3.11 / Windows 95 (Hashtable-Begrenzung)

Virtuell: DOSBOX 0.74 auch über Windows 10

Elo: ca. 2380 auf Pentium 90 Mhz (SSDF-Rating-List Januar 2000)

Eröffnung: Turnierbuch mit mehr als 100.000 Positionen.

Mittelspiel: eher druckvoll, aktiv, dennoch stark im Defensivbereich.

Endspiel: in Augenhöhe mit Programmen seinerzeit. Behandelt selbst komplizierte Bauernendspiele erstaunlich stark. Im Aegon-Turnier 1996 verlor GM Kosaschwili exakt ein solches. Es war die Vorgängerversion Nimzo 3 (Spielstärke nahezu gleich).

Besonderheiten: Spielstil-Menü, was die Einstellungen „Horizont-Drohung“ und „Remis-Bewertung“ zum Inhalt hat. Ersteres hat in gewisser Weise mit Suchbaumeinstellungen zu tun, die auf seltene Positionen begrenzt, bestimmte Kriterien berücksichtigen. Im zweiten Fall ermöglicht die Einstellung eine Anweisung an das Programm, gegen schlechtere Gegner ein Remis zu vermeiden, auch wenn das Ergebnis jenes theoretisch vermuten lässt. Im Gegensatz zu Genius 4, welches hier viel deutlicher ins Remis einlenken würde. Im Umkehrschluss akzeptiert Nimzo das Remis in leicht besserer Stellung, falls der Gegner als definitiv stärker eingestuft wird.

Meine Meinung dazu: sehr interessant und sicher in Engine-Turnieren ansatzweise umsetzbar, sobald die Anzahl an Partien zwischen den Programmen steigt. Gegen menschliche Gegner dürfte es für das Programm schwieriger werden, weil die konkreten Anhaltspunkte fehlen. Ausnahme: es fanden zuvor aussagekräftige Matches „Man-Machine“ statt.

Events: 3. Platz bei der Microcomputer-WM 1996 Jakarta mit Nimzo 3.5

Programmautor: Chrilly Donninger/Österreich

Eingeschränkte Brettanbindung: Novag Universal Chessboard (UCB). Die gegnerischen Züge können auf dem Brett ausgeführt werden, werden aber nicht per LED angezeigt, wodurch ein Blick auf die 2D-Ansicht im DOS-Programm nötig ist, welches aber ein Ton-Signal sendet.

Die eingegebenen Züge werden per LED vom Brett registriert, seriell zum DOS-Programm Nimzo 3.5 übertragen und somit über den Screen ausgeführt.

Voraussetzungen: Steckerverbindung RJ12 mit seriellem 25-poligen Adapter zu IBM-PC´s der frühen Generationen, welche über eine 25-polige serielle Schnittstelle verfügten.

In der Regel jene alten Zeitgenossen mit Intel 80386 / 80486/ oder Pentium Prozessoren.

Wahlweise geht das auch über einen seriellen Adapter (25-polig / 9-polig) als Zweitadapter, welcher wiederum an einen 9-poligen FTDI-Chip-USB-Adapter angeschlossen wird um mit modernen Systemen kommunizieren zu können.

Software: DOSBOX 0.74: COM-Port wird in der Config-Datei eingestellt.

Baudrate: 9600, Data-Bits: 8, Stop-Bit: 1, No Parity

Zwischengeschaltete Hardware: Novag Super System Distributor

Anmerkung zur Verwendung des Novag Universal Chessboards in der Praxis: speziell was Nimzo 3.5 betrifft, existiert aus der Vergangenheit kein Novag-eigener Treiber für das Programm von C. Donninger. Selbstverständlich für ein paar andere wie beispielsweise Genius 3, Fritz 3, Wchess 1.5 oder Hiarcs 6. Um mit den Erwähnten die jeweilige Brettverbindung herzustellen, wird ein minimal kleines Treiberprogramm in den DOS-Speicher geladen. Gestartet wird dieses aus dem Programmordner (am Beispiel von Hiarcs 6) mit dem Befehl „thiarcs /1“, vorausgesetzt das Spiel soll gegen jenes Programm erfolgen. Die Belegung muss hierzu auf dem COM-Port 1 liegen. Im Anschluss wird die „hiarcs6.exe“ ausgeführt und das Programm selbst aufgerufen.

Damit die gleiche Prozedur mit Nimzo funktioniert, ist es nötig, die gerade erwähnte Datei „thiarcs.exe“ in den Programmordner von Nimzo 3.5 zu kopieren, diese umzubenennen, z.B. in „tnimzo35.exe“ und den Vorgang wie beschrieben zu starten.

Diese Meldung erscheint daraufhin im DOS-Fenster („Interface Resident Program is now loaded“) wenn alles funktioniert. Zwingend mit dem gleichen Befehl das Programm wieder entladen, bevor auf eine andere Software gewechselt wird, da die Treiber nicht einheitlich programmiert sind. Geschieht mit dem selben Befehl und führt zur Meldung „Interface Resident Program is now unloaded“.

Anmerkung: nach hergestellter Verbindung am UCB den Schalter auf den PC-Modus setzen. Dann kommunizieren die Relikte aus alten Zeiten immerhin.

Nachteile der Emulation von Schachcomputern

Einer der größten Nachteile von softwarebasierten-Emulationen ist, dass sie eine extrem hohe Rechenlast generieren. Denn die Abbildung der Komplettstruktur eines Hardware-Systems ist sowohl was den Aufwand in der Programmierung anbelangt eine massive Herausforderung als auch für die CPU (zentrale Recheneinheit) von hoher Bedeutung. Deswegen, weil hier die Auslastung der Kapazitäten schnell erreicht wird und trotz Verlagerung von Prozessen an die GPU (grafische Recheneinheit) eine Emulation nicht zwingend flüssig läuft. Vor allem dann nicht, wenn als Grundvoraussetzung eine Ryzen7 oder Ryzen9 Prozessor in der Anwendung fehlt. Zudem bei diesen inzwischen modernen Computersystemen grundsätzlich eine leistungsstarke GPU als separate Einheit integriert ist, die die grafische Hauptlast zugunsten der CPU abfängt.

Eine zusätzliche Problematik kommt dann zum Tragen, wenn die Emulation die Frames nicht begrenzen kann und das PC-System die entsprechende Leistungsfähigkeit in positiver Hinsicht aufweist. Allerdings ist das bei den Emulationen alter Schachcomputer nicht der Fall, da die Frames hier eingestellt werden können. Es ist somit nicht nur so, dass bei zu langsamer Laufgeschwindigkeit das System einfrieren kann, sondern bei zu viel dargestellten Bildern gleichermaßen eine korrekte Umsetzung nicht möglich ist.

Wie in Schachcomputern aus der früheren Ära oder auch insbesondere in Spielekonsolen aus jener Zeit, war die Software in den meisten Fällen in einen elektronischen Baustein (ROM) integriert. Über Programmiergeräte in der Regel leicht auszulesen, funktionieren diese auch einwandfrei im Zusammenspiel mit der Emulations-Software. Teilweise ist sogar ein Abarbeiten mehrerer komprimierter Dateien möglich. Zu bedenken sind natürlich immer die Urheberrechte, wenn Kopien verteilt oder verwendet werden.

Vielleicht hier ein kurzer Rückblick ins Jahr 1985. Wir erinnern uns an die ersten IBM-Systeme und DOS-Anwendungen, wo die Entwicklungen weniger rasant abliefen. Damals war der Atari ST ein absolut ernstzunehmender Konkurrent auf dem Markt. Sein Betriebssystem, das Atari TOS, arbeitete zu jener Zeit bereits auf einer 68000-CPU von Motorola. Anwendungen, die auf 8-bit-Basis programmiert wurden, waren in diesen Jahren üblich.

Wenn auch die 16-bit-Hardware leistungsfähiger war, so stellte der Markt noch eher wenig Software für diese damals neuen CPU´s zur Verfügung. Um jedoch beide Segmente zu bedienen, ermöglichte Atari mit seiner Virtualisierung einer 8-bit-Z80-CPU die perfekte Schnittstelle zum Erhalt des Betriebs vieler Anwendungsarten aus dem bestehenden Marktsegment und eröffnete Wege zur Entwicklung neuer, zeitgemäßer Software, die an die Architektur der 16-bit-68000-CPU angepasst werden konnte.

Die Prinzipien, die heute angewendet werden, haben ihre Grundstrukturen nicht selten bereits vor einigen Jahrzehnten gelegt. Die Infrastruktur von jetzt basiert genau auf diesen Dingen.

Die Summe aller Bewertungen – Theorie und Praxis

Wie die Schachengine grundsätzlich bewertet.

Das sind Kriterien, die völlig individuell jeder Engine zu eigen sind. Dabei spielen Suchbaumtiefe, Programmieransatz, Bewertungsfunktionen, Horizonteffektbehandlung und jene Aspekte mit eine Rolle, die für den Programmierer vordergründig maßgeblich waren und sind.

Darum geht es heute jedoch weniger, sondern mehr um jenen Effekt, den eine tatsächliche Stellung auf dem Schachbrett auslöst. Ich denke da mehr an Partien im mittleren Vereinsbereich, wo die Fehlerlastigkeit viel öfters auftritt und mögliche Wendungen am Brett weitaus wahrscheinlicher werden als das in höheren Spitzenturnieren der Fall ist. Nichtsdestotrotz ist das selbst in diesen Sphären keine so seltene Angelegenheit.

Zum Schachcomputer, der auf der 2000 Elo +/- spielt sei kurz zu erwähnen, dass seine Bewertung der Position in der Regel zuverlässiger ist als die des menschlichen Spielers auf ähnlichem Niveau. Ist dem einfachen Umstand geschuldet, das jener im rein rechnerischen Sinne seine Kalkulationen im Suchbaum verfolgt. Ein direktes „Verrechnen“ ist ihm innerhalb seines Horizonts nicht möglich, wodurch sein Zugfavorit zwar suboptimale Aspekte im weitläufig strategischen Ansatz aufweisen mag, eine taktische Falle auf soundso viel x-Halbzüge jedoch nicht übersieht.

Als Beispiel: (+/- 3.74) bedeutet, das die weiße Stellung deutlichen Vorteil erspielt hat. Umgekehrt bedeutet (-/+ 3.74), das die weiße Stellung am Brett sich deutlich im Nachteil befindet. Es wird nach Centi-Bauerneinheiten im Grobraster gerechnet. Der ebengenannte Fall entspräche somit dem Wert von knapp vier Bauern oder einer Läufereinheit. Allerdings werden auch Stellungskriterien und weitere Aspekte differenziert mit einbezogen, so dass nicht ausschließlich ein materalistisches Bild den Ausschlag in der Bewertung erzielt. Der Wert der Kompensation, also einer Stellung auf dem Brett bei der die eigene oder die Gegenseite starke Spielinitiative aufweist, hat als Kriterium in der Bewertung häufig ein wesentliches Gewicht.

Kann das vorliegende Bewertungssystem theoretisch eine Illusion sein? Worauf ich hinaus will, in der Theorie weniger, weil hier bei starken Engines nur Nuancen unterscheiden und die Bewertung dadurch nie allgemeingültig unsinnig sein kann. Wenn ich eine Stellung, die mit (-/+ 7.12) gewertet wird, ich als Weißspieler zu meinem Nachteil, gegen die Engine Stockfish spiele, so ist das objektiv eine verlorene Partie und die von der Engine errechneten Bewertungsalgorithmen werden absolut recht behalten. Spiele ich dieselbe Partie gegen einen Menschen, selbst wenn er etwas stärker spielt, ist es nicht zwingend mit dem Verlust eines Spiels gleichzusetzen, wenn der Gegner in verworrener Stellung, mit nicht zu großem Materialunterschied, den Gewinnweg nicht findet beziehungsweise den definitiven Vorteil seiner Stellung nicht zu nutzen weiß, sei es aus Zeitnotgründen oder eben anderen, teils recht trivialen Gründen.

Es ist nur eine aufgestellte These, klar. Aber den erwähnten Effekt habe ich bereits selbst so erlebt. Eine verlorene Partie in der Praxis bleibt es nicht unbedingt als eine solche, wenn auch unbestreitbar in der Theorie. Die von der Computer-Engine nachträglich durchgeführte Analyse stellt ein ultimatives Werkzeug dar um Wendepunkte, Variantenalternativen und Fehler in Schachpartien zu entdecken. Wodurch in der Spielpraxis die rechnerische Ist-Situation mit dem tatsächlichen Verlauf natürlich weit auseinanderklaffen kann.

Die Summe aller rechnerischen Prozesse stellt den einen, nahezu unveränderlichen Wert in den Raum. Das der häufig theoretisch bleibt, beweist oft die Praxis, wo Partien völlig unerwartete Wendungen nehmen, weil das Potenzial einer Stellung in jener Momentaufnahme nicht genutzt wird. Womit gewonnene Stellungen es als solche zwar bleiben, aber in der praktischen Umsetzung schnell ins Remis verflachen können und im schlechtesten Fall in eine Niederlage münden. Die Engine-Analyse ist als Endprodukt durchaus eine objektive Abbildung, die als Zahl ausgedrückt, fast nur ein mathematisches Ergebnis zulässt. Allerdings in Turnieren menschlicher Spieler wenig entscheidend, weil die pure Rechenleistung hier eindeutig als Vorteil für die Maschine punktet.

DOS-PC-Schach – Wittington´s Complete Chess System

ist ein von Chris Wittington im Jahr 1992 geschriebenes Programm, welches weitere, intelligente Algorithmen angewendet hat.

Es verwendet nicht nur die Methode der Shannon-A-B-Strategie (die aus einer Kombination von reiner Rechenleistung+selektiver Auswahl an Knotenpunkten im Suchbaum besteht), sondern bringt darüber hinaus weitaus mehr an Stellungsverständnis mit ein, welche die Kriterien für die Suche betreffen.

Nur den „Königsangriff“ als isoliertes Beispiel heraus genommen, denn es gibt unzählige Faktoren, welche durch die Bewertung der Programme beeinflusst werden, so ist das lediglich ein Aspekt worin das CCS innovativer als andere Software seiner Zeit agiert hat. Gerade dieser damals fortschrittliche Ansatz, ließ die Software strategisch interessant, gefährlich und unberechenbar spielen.

Das musste selbst der „Mephisto Berlin 68000“ zur Kenntnis nehmen, der, wie uns bereits bekannt ist, in seiner Klasse eines der besten und selektivsten Programme jener Epoche der Schachprogrammierung implementiert bekam.

Das letztlich nicht so ungewöhnliche Resultat jener Computerpartie: Mephisto Berlin 68000 vs Complete Chess System (0-1)

Beim LCT II-Test erreichte das „CCS“ dato 1992 auf einem Pentium 200 PC exakt 2160 Elo. Rechnet man es um, entsprach dies weitestgehend 2000 SSDF Elo ( respektive ~1850 DWZ) verglichen mit den Schachcomputern, die einst vor 30 Jahren zur Verfügung standen.

Es spielte extrem unorthodox, fast an den Schachstil erinnernd, der nicht selten Menschen zu eigen ist. Für den Vereinsspieler ist diese Software selbst heute noch, jedenfalls zu Trainingszwecken, eine spielerische Auseinandersetzung wert.

Voraussetzung ist nicht zwingend eine alte PC-Umgebung, die auf DOS 6.22 läuft. Die DOSBOX 0.74 erfüllt die Bedingungen genauso. Es ist also ausreichend, die .exe Ausführungsdatei in einen lokalen Ordner auf der Festplatte ihres Windows-OS zu laden und eben jenen mit der DOSBOX zu verknüpfen. In dieser simulierten und startfähigen DOS-Umgebung kann das Programm dann unproblematisch angewendet werden.