Technische Möglichkeiten mit den damaligen Modulen

Das PC-MODUL, das sowohl in den Mephisto Brettern Modular, Exclusive und München verwendbar ist, lässt zwar keine automatische Figurenerkennung zu, kommt dem aber in der Praxis fast nahe. Software, wie die Genius 3-5 Programme lassen eine unkomplizierte Partieeingabe sowie Parteispeicherung zu. Das ermöglicht eine einfache Figurenaufstellung am elektronischen Brett. Das Weiterspielen eines bereits abgespeicherten Spiels wird dadurch gleichermaßen vereinfacht.

Das parallele PC-MODUL von Mephisto wird also per LPT-Kabel mit dem PC verbunden, der Netzschalter, z.B. am Modular-Board auf „ON“ gesetzt und die Genius-Software gestartet. Über das „OPTIONS“ Menü wird „Kasparov AutoBoard“ ausgewählt und die folgende Abfrage mit „LPT1“ bestätigt, falls auch pysikalisch diese Schnittstelle verwendet wird. Die in Folge gespielte Partie kann an jedem beliebigen Punkt gespeichert werden, was über „FILE“ und „Save Game + All Settings“ geschieht. Wird das Spiel in mehreren Abschnitten fortgesetzt und wiederholt gespeichert, folgt die Abfrage „FILE EXISTS. OVERWRITE?“ Was nur dann mit OK quittiert wird, wenn die aktuelle Position die vorherige schlicht überschreiben soll.

Früher ist es bei vielen Schachcomputern keine Seltenheit gewesen, jede Stellung per Tastaturmenü aufwendig einzugeben, wenn diese verlorenging oder zwecks Analyse dem Computer mitgeteilt werden musste. Bei den einen Modellen war das einfacher, bei anderen teils auch komplex und zeitintensiv. Ausnahmen bildeten nur jene Module und Bretter, die sowohl hard-/wie software-technisch eine automatische Figurenerkennung zuließen. Damals waren das die Mephisto Bavaria Bretter im Zusammenspiel mit den neuesten Modulgenerationen wie auch das Smartboard der Firma TASC und deren separate Recheneinheit.

Zurück zum GENIUS-Programm und PC-MODUL. Nach Abspeicherung der Partie oder des jeweiligen Spielabschnitts wurde die Verbindung des Moduls über „OPTIONS“ und einen Klick auf das Untermenü „Kasparov AutoBoard“ wieder softwareseits getrennt. Das Praktische daran ist, das Games gleichermaßen wie neu eingegebene und gespeicherte Stellungen zu Analysezwecken bei Aktivierung wieder unmittelbar auf das PC-MODUL und das damit verbundene Brett übertragen werden. Wie in Abschnitt 2 erwähnt, kann über „OPTIONS“ das Modul erneut eingehängt werden. Anschließend wird der gespeicherte Inhalt per „FILE“ und „Load Game“ aufgerufen und auf die LED-Ausgabe des Boards übermittelt.

Ich will damit nicht andeuten, dass dadurch die komfortable Figurenerkennung wie das bei modernen DGT´s der Fall ist, obsolet wird. Ganz im Gegenteil, das bleibt natürlich immer noch ein erheblicher Unterschied. Es sollte vielmehr dargestellt werden, dass das PC-MODUL in seiner Funktion als Relikt einer älteren Ära, durchaus mit interessanten Möglichkeiten aufwartet. Zudem soll es eine Art kleine Anleitung für diejenigen sein, denen dieser Teilaspekt eher unbekannt war.

Emulation ersetzt Hardware – teils

… oder doch nicht wirklich ganz? Allein deswegen, weil das Teil immerhin physisch fehlt. Das ist eine reine Ansichtsfrage, denn die EMU am Computer ist natürlich auf eine 2D-Ansicht beschränkt. Außer man verwendet eine externe Brettlösung, die nebenbei bemerkt durchaus machbar ist. Ersetzen ist also relativ. Hier sollen mehr die entwicklungstechnischen Möglichkeiten im Vordergrund stehen und diskutiert werden.

Der Einsatz von Software, die es uns heute ermöglicht, Geräte identisch abzubilden, schafft eine Palette neuer Anwendungsformen, die sich sogar mit zusätzlich zu verbindender Hardware ergänzen lässt.
Dank der MESS Emulationen ist es jetzt jederzeit möglich, gegen alte Schachcomputer zu spielen, weil die gesamte Hardwarestruktur abgebildet werden kann und unabhängig von der lokalen CPU arbeitet. Was nichts anderes heißt, dass die hardware-bezogenen Werte des emulierten Computers gespiegelt werden. Die Optik wird in der Regel dem Original ähnlich gestaltet. Selbst die Eingabefunktionen im herkömmlichen Sinne sind im Prinzip identisch, so das ein hohes Maß an Realitätsnähe gegeben ist.

Wer jetzt die Schachcomputerszene seit Ende der Siebziger Jahre kennt, wird um die technischen Möglichkeiten wissen.
Das fängt damit an, das ich gegen ein uraltes Tastaturgerät wie den Mephisto I (Elo 1252) auf Softwareebene Partien spielen kann. Da die Datenbank an emulierten Schachcomputern allerdings weit mehr als 100 Geräte umfasst, sind hier wenig Grenzen gesetzt, weil diese nicht nur ständig erweitert wird, sondern auch den Großteil vieler Klassiker einschließt und es nur wenig Modelle sind, die technisch derzeit nicht nachgebildet werden können.

So bleibt das Anwendungsgebiet absolut individuell. Magnetsensorcomputer wie der Mephisto Modular II (Elo 1674), Drucksensorgeräte wie der Mephisto Berlin 68000 (Elo 2015) können gleichermaßen softwaretechnisch eingesetzt werden, ebenso auch der legendäre TASC R30 (Elo 2256) des niederländischen Herstellers, welcher einer der ersten Schachcomputer mit automatischer Figurenerkennung war.

Was jedoch die Emulationen zu etwas Besonderem macht, ist die zusätzlich programmierte Winboard-Schnittstelle, die jeden einzelnen Computer als Engine laufen lassen kann. Wodurch vor allem zweierlei Dinge verwirklicht werden. Automatisierte Turniere, sprich die Durchführung von Matches zwischen Schachcomputern zum einen. Darüber hinaus aber auch direkte Games zwischen Mensch-Computer unter der bekannten Arena-Benutzeroberfläche. Und genau jene ermöglicht uns unter anderem den Einsatz eines externen elektronischen Schachbrettes.

  • DGT USB/Bluetooth Board
  • NOVAG Citrine Board
  • RS232 Chess-Board

Letzterer Punkt stellt eine massive Erweiterung dar. Denn zum ersten Mal in der Geschichte, ist es möglich geworden, gegen alte Technik, welche grundsätzlich inkompatibel zu den nachfolgenden Entwicklungen war, softwaretechnisch auf neue IT-Struktur aufzusetzen und in der Funktion sogar zu erweitern. Die Übertragung eines Spiels auf die obengenannten Bretter ist durch die Software-GUI ´s sowie die programmierten WB-Schnittstellen ein weiterer integraler Bestandteil geworden. Ganz abgesehen von der absolut aufwendigen Programmierarbeit, die zur Entwicklung der unzähligen Emulationen als Fundament nötig gewesen ist.

ELO und DWZ – Zahlenwerte und Aussagekraft

ELO versus DWZ:

Die aufgeführten Elowerte sind immer relativ. Es spielen einfach stets unzählige Faktoren mit rein, gleichermaßen wie bei der DWZ (Deutsche Wertungszahl). Die Wertungszahl wird nur über eine andere Formeleinheit berechnet, die andere Parameter verwendet. Wodurch nur Annäherungen erreicht werden und im spekulativen Bereich verbleiben.

Die SSDF-Elo wurde im Jahr 2000 für die Bewertung von Schachcomputern und Schachsoftware pauschal um 100 Elo abgesenkt. Vermutlich um nicht zu letzt der Eloinflation entgegen zu wirken. Die enorme Leistungsfähigkeit der Workstations haben die Engines an Spielstärke rasant wachsen lassen und in hohem Tempo eine Differenz erzeugt im Verhältnis zu den Schachcomputern aus den frühen Zeiten. Turniere, die so in Direktvergleichen gespielt wurden, führten dadurch zunehmend zu verzerrten Ergebnissen. Vor allem dann, als die Unterschiede nicht mehr nur lediglich marginal zu bewerten waren. Der Sprung zu Multi-Core-CPU´s auf denen moderne Software zum Einsatz kam, war auf herkömmlichen Schachcomputern nicht mehr machbar.

Inwieweit die Absenkung um 100 Elo den Gegebenheiten Rechnung trägt sei dahingestellt. Ich würde eher individuell abwägen, je nach Gerät und Programm. Also inwiefern die Listenangaben der SSDF von 1992 oder jener von 2000 zutreffen. Was natürlich zuletzt auch davon abhängt wie gut man mit dem Schachcomputer oder der jeweiligen Software vertraut ist. Die Angabewerte ohne jeglichen Praxisabgleich vorzunehmen macht wenig Sinn, weil nur viele ausgespielte Partien einen Überblick verschaffen können. Ich halte das für plausibler, weil bei Spielen zwischen Mensch und Maschine, die Fehler Letzterer in bestimmten Stellungen wiederholt vorkommen können.

Einfach formuliert: ich spiele eine Partie wieder und wieder, gewinne irgendwann in diesem oder jenem Stellungstyp und denke, somit gegen den Computer an Spielstärke zugelegt zu haben. Und hierin liegt der grundlegende Irrtum. Denn in Turnierpartien gegen menschliche Gegnerschaft ist dieses Vorgehen in einem solchen Sinne nicht möglich. Da braucht es viele zeitversetzte Anläufe um eine nahezu identische Position in irgendeinem Eröffnungssystem zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf das Brett zu bekommen, wenn überhaupt jemals.

Das verringert nicht die Spielfähigkeiten des Programms, weil es aufgrund seiner Suchbaumstrategien so oder so eingegrenzt agiert. Feste Konzepte kann es nicht entwickeln, denn die Software ist aus der Eröffnungstheorie heraus begrenzt. Wir suchen dagegen nach alternativen Wegen auch an Stellen wo es der Horizont eines alten Programms nicht zuließ. Was daran lag, dass eine direkte Lernfähigkeit selten gegeben war. In Ausnahmefällen wurde das in limitierter Form einprogrammiert. Ich spreche mehr von früher, da waren die elektronischen Speicherchips noch gering dimensioniert.

Allerdings muss gleichzeitig erwähnt werden, dass das Schachprogramm einen wesentlichen Vorteil dadurch erreicht, weil es keinem physischen Verschleiß unterliegt und sein Spiel unbeeindruckt fortsetzt. Und exakt diese einfache Komponente ist die Stärke der Maschine. Während zudem nicht wirklich triviale Fehler passieren, weil bis zu einem gewissen Level der Computer solche fast gänzlich ausschließen kann, ist die Gefahr bei menschlichen Spielern dagegen weitaus größer, nach einer Serie starker Züge einen Blackout zu produzieren, der die Partie verliert.

Viel schwieriger wird es noch die DWZ eines Schachcomputers zu ermitteln, denn die weicht von der schwedischen ELO in aller Regel ab, mal mehr, mal weniger. Das hat damit zu tun, dass die alten Brettgeräte seit ihrem Erscheinen nur in kleinerer Anzahl Partien gegen menschliche Gegner gespielt haben, womit zu wenig ausgewertete Turniere vorliegen. Diese Vergleiche wurden über einen Zeitraum von 10 Jahren in Spanien verstärkt durchgeführt. Auch damals von der schwedischen SSDF und einigen starken Spielern in Communities. Nicht zu vergessen, die Zeit um 1990 herum, als es den damals stärksten Entwicklungen gelang, gegen Bundesligaspieler top abzuschneiden.

Trotzdem bleibt es natürlich schwierig, irgendwelche Konstanten zu finden, die eine konkrete Einordnung ermöglichen. Um das zu erreichen müssten konventionelle Schachcomputer in Vereinsligen über Jahre mitspielen. Wird oder wurde aber nicht gemacht, wodurch eine große Bandbreite an Ergebnissen nicht vorhanden ist.

Was die Schachcomputer von einst, also vor allem die Entwicklungen bis Mitte, Ende der Neunziger angeht, so halte ich die neuen SSDF -Werte nach einiger Überlegung daher für etwas zutreffender, sonst würde sich der Kreis im Verhältnis zu den Programmen, die danach folgten nicht wirklich schließen. Es war nicht nur die neu entwickelte Software, die Maßstäbe setzte, das keineswegs allein. Aber Mehrkernprozessoren, 64-bit und Gigabyte an Speichergrößen im RAM wie im Programmbereich schafften einfach eine beträchtliche Ressourcenpower. Eine andere Liga, nur von der Hardware aus betrachtet. Jahrzehnte zuvor ist die Begrenzung der Speicherkapazität in EPROM und RAM-Bausteinen schlicht das eigentliche Problem gewesen.

Zurück zum Gedanken der Vergleichbarkeit von ELO vs DWZ:

Über der Marke von 2100 Elo ist mehr und mehr Angleichung vorhanden, weil Spieler dieser Klasse deutlich mehr Turniere spielen, die beide der o.g. Maßeinheiten berücksichtigen.

Als Faustregel gilt: aber nur begrenzt, weil diese nur relativ anwendbar ist – ELO – 520 * 1,25 = DWZ (stellt schlicht eine Richtwertformel dar)

Beispiel: Schachsoftware Genius 3 (2311 Elo (486/ 50-66Mhz) aus dem Jahr 1996.

In diesem Fall würde die Berechnung lauten: 2311 – 520 * 1,25 = 2238 DWZ

Spekulativ? Ja sicher. In der Praxis hängt es halt von vielen Faktoren ab.

Kennt ein Spieler die Software und deren Spielweise, so reduziert sich deren Wert in gewissem Sinne individuell. Umgekehrt ist es natürlich auch denkbar. Ein starker menschlicher Spieler, der nie gegen Computer Matches bestreitet, wird sich definitiv schwerer tun und ggf. den sogenannten Umkehreffekt auslösen. Nicht zuletzt wird alles auch eine Frage der individuellen Motivation bleiben.

Ein weiteres Beispiel: Mephisto Atlanta (2084 Elo/ SH7034 Risc-CPU) Jahr 1997.

Die Berechnung lautet auch hier: 2084 – 520 * 1,25 = 1955 DWZ

In den AEGON Turnieren vor über 20 Jahren (Man-Machine, Niederlande) ist das Ding wirklich cool im Rennen gelegen. Aus damaliger Sicht sogar unterbewertet. Die Gegner waren bis zu über 2300 Elo stark und der Computer (dato noch mit 2185 Elo bewertet) holte sich einen Score von 50%. Zu jener Zeit ein erstaunliches Ergebnis. Inzwischen sieht das etwas anders aus. Computer werden mit leistungsstarken Engines zur Analyse von Partien eingesetzt. Zudem hat sich die Theorie in einem erheblichen Maß weiterentwickelt.

Sogenannte Anti-Strategien, die sich bereits vor 30 Jahren entwickelten, machten es den Mikroschachcomputern um einiges schwerer. Zumeist waren es Anti-Theorie-Züge, die während der Eröffnung den Computer aus seiner Bibliothek reißen sollten oder Varianten, die dem Gerät noch unbekannt waren. Gleichermaßen auch ermittelte Schwachstellen, die gezielt genutzt werden konnten um das Programm auszutricksen.

Mit den jetzt aktuellen Topengines ist dieses Vorgehen auf jenem Niveau nahezu unmöglich. Tablebases beherrschen Endspiele in Verbindung mit großen Datenbanken bis zu 7 Steinen perfekt. Diese profitieren von riesigen Powerbooks, welche die bekannte Eröffnungstheorie in stetiger Aktualisierung gespeichert haben, auch durch den Online-Zugriff. Die Zeiten haben sich eben geändert. Arbeitet die Engine zusätzlich mit KI-Implementierungen, lernt diese selbst und agiert zusehends fehlerloser.

Noch ein Beispiel zuletzt: Mephisto Berlin (2015 Elo /Motorola 68000) von 1992.

Wendet man die Formel an, ergibt sich: 2015 – 520 * 1,25 = 1869 DWZ

Der Gedanke ist nur die Wahrscheinlichkeitsrechnung, der in dieser Formel verankert ist. Zum Teil kombiniert mit Erfahrungswerten, die diese Annäherung ergeben.

Der Mephisto Berlin 68000 spielt sehr solide von der Eröffnung bis hin zum Endspiel. Das macht ihn vom Stil menschlicher. Das Programm ist wissensbasiert und selektiver. Seine Anfälligkeiten liegen in taktischen Situationen, seine Stärken im positionellen Spiel. Ganz im Gegensatz zum Mephisto Atlanta, der taktische Verwicklungen bevorzugt und super aktives Schach spielt.

Für Vereinsspieler ist der Atlanta vermutlich das größere Problem. Denn taktisch ist er kaum zu überrollen und auch im Endspiel nicht unbedingt zu unterschätzen. Konkretes Wissen zu Bauernstrukturen ist vorhanden. Vor allem sind es aber seine Rechenfähigkeiten einschließlich der integrierten Hashtables, die ihm weitgehend solide Abwicklungen ermöglichen.

Eine Eichung auf feststehende Elo oder gar DWZ-Werte ist nicht möglich. Für eine grobe Einschätzung sollte die Abhandlung jedoch ein gewisser Richtwert sein.

In der Realität, wenn in vereinzelten Partien, Mensch und Schachcomputer aufeinandertreffen, entsteht überwiegend eine mehr oder minder kleine Abweichung. Je nach Spielertyp und Software-Algorithmus liegt diese bei locker +/- 50 DWZ . Wahrscheinlich teils sogar mehr.

Die frühen Mikroprozessoren

Erste Prozessorgenerationen – eine allgemeine Übersicht

Beginnend mit der Entwicklung, die bis in die Siebziger Jahre zurückreicht. Damals wurde der Z80, der RCA-1802, dessen Nachfolger 1806 als auch der 6502-Prozessor eingesetzt. Darauf folgte der Motorola 68000, ein Prozessor mit 16-bit-Adressierung. Sein Nachfolger, der 68020, welcher bereits die 32-bit Technik drin hatte, kam 1984 auf den Markt.

Im Modulset „Dallas 68020“ von Mephisto wurde er erstmalig im Jahr 1986 hardware-basiert für Schachcomputer verwendet. Trotz seiner beachtlichen Leistungsfähigkeit war eine minimalistische, passive Kühlung ausreichend für den Betrieb des Prozessors. 1994 fand man ihn im „Berlin Professional“ mit 24 Mhz Taktung wieder.

Dieser Prozessor wurde sehr vielseitig verwendet. So kam er auch im „MacIntosh II“ von Apple zum Einsatz und, man staunt vielleicht, sogar in der Ausgleichssteuerungseinheit des Eurofighters ist er für wichtige Berechnungen zuständig.

Bereits drei Jahre später, also 1987, war die Weiterentwicklung, der Motorola 68030, inzwischen marktreif geworden. Dieser konnte bis 50 Mhz getaktet werden. Bevorzugt eingesetzt wurde er in Computern von Amiga und Apple. In jener Zeit der ausgehenden Achtziger bis Anfang der Neunziger Jahre.

Im Genius-Modulset der Mephisto-Serie ist er in der Schachcomputer-Szene berühmt geworden. Getaktet war die Recheneinheit damals 1993 mit 33 Mhz. Berücksichtigt man die zunehmend größer werdenden RAM-Chips, die häufig bei 512 KB bis 2 MB rangierten, so verwundert es nicht, das in Kombination mit leistungsfähiger Software und dem gleichzeitigem Einsatz der Hashtables für die Endspielberechnungen, Spielstärken von etwa 2200 Elo erreicht wurden. Dieses Wunder hat der Großrechner „BELLE“ zwar schon ganze 15 Jahre vorher realisiert. Ist aber 1. eine andere Liga und 2. sind uns Projekte, die einen wissenschaftlichen Hintergrund haben, zeitlich immer etwas voraus.

Für uns ist wahrscheinlich jetzt auch interessant welche Unterschiede existierten als die PC-Programme erschienen. Denn wie wir wissen, handelte es sich oftmals um Versionen jener Software, die bereits in den Speicher-ROM´s der Schachcomputer ihren Dienst verrichteten. Oder, was teils auch der Fall war, um vorhandene Programme, die zu diesem Zweck umgeschrieben und an die neue CPU-Architektur angepasst wurden.

Jetzt wollen wir wissen, welche wirklichen Differenzen bezüglich der Leistungsfähigkeit zwischen PC und dediziertem Schachcomputer auf hardware-technischer Seite vorhanden waren.

Die MIPS-Angabe misst die Leistung, zu der eine CPU fähig ist. Das bedeutet in der Umrechnung:

1 MIPS = (entspricht) 1.000.000 Befehle pro Sekunde

Bevor ich zum Direktvergleich komme, möchte ich noch die CPU von Hitachi erwähnen. Und zwar die SH 7034, die im Mephisto Milano Pro und Atlanta verbaut ist.

Hierbei handelt es sich um einen klassischen 32-bit-Prozessor mit RISC-Struktur, der auch industriell eingesetzt wurde.

Jetzt zur eigentlichen Auflistung alter Microprozessoren in ihrer Leistungsfähigkeit im Vergleich mit den frühen Intel-CPU´s, die damals in den IBM-PC´s zum Einsatz kamen. Natürlich wären auch die AMD-Prozessorgenerationen interessant. Allerdings liegen mir die Werte gerade nicht vor und kann Thema für eine nächste Aufstellung werden.

  1. RCA-1802 (Einführung 1974) CMOS-Risc-CPU = 0,4 MIPS bei 6,1 Mhz Einsatz: z.B. Satelliten, Bordcomputer der Raumsonde Galileo und Magellan – Mephisto I, Mephisto II, Mephisto III
  2. Zilog Z80A (1979) CPU = 0,4 MIPS bei 4 Mhz Einsatz: z.B. Homecomputer Tandy TRS-80, Pac-Man – Fidelity CC Sensory 8, Fidelity CC Sensory Voice
  3. MOS 6502 (1975 eingeführt) CPU (1-14 Mhz) = 0,5-7 MIPS Einsatz: z.B. Commodore VC 20, Apple I, II, Steuerungssysteme – Chafitz Sargon 2.5 ARB, Fidelity CC Champion, Fidelity CC Sensory 9
  4. Motorola 68000 (seit 1979) =1,5 MIPS bei 12 Mhz (~Intel 80286-8Mhz) Einsatz: z.B. Commodore Amiga, Unix-Systeme, Mephisto Berlin 68000 – Airbus A320 (ELAC), Texas Instruments TI-89, TI-92
  5. Motorola 68020 (seit 1984) = 6 MIPS bei 24 Mhz (~Intel 80386DX16) Einsatz: Eurofighter, Mephisto Berlin Professional 68020
  6. Motorola 68030 (seit 1987) = 10 MIPS bei 33 Mhz (~Intel 80386DX33) Einsatz: z.B. Homecomputer Apple und Amiga, Mephisto Genius 68030
  7. Motorola 68060 (seit 1994) = 88 MIPS bei 66 Mhz (~Intel Pentium 90) Einsatz: z.B. Extended Cards for Amiga, Embedded Systems BMW – Fidelity Elite Avant Garde V11
  8. Hitachi SH7034 (seit 1992) RISC CPU = 20 MIPS bei 20 Mhz (~Intel 80486SX25) Einsatz: z.B. Analogmodem ELSA Microlink 56k, ISDN Adapter TanGo 1000 – Mephisto Milano Pro, Mephisto Atlanta, Modulset Magellan
  9. ARMv2 (seit 1986) RISC-CPU = 7 MIPS bei 12 Mhz (~Intel 80386DX16) Einsatz: z.B. Homecomputer Acorn Archimedes, Mephisto Modulset RISC 2 + 1MB, Saitek RISC 2500, Tasc Chessmachine 14 Mhz
  10. ARMv6 (seit 1991) RISC-CPU = 28 MIPS bei 33 Mhz (~Intel 80486SX33) Einsatz: z.B. Acorn RISC-PC, Mephisto Montreux, Tasc Chessmachine 32 Mhz

So betrachtet haben wir einige relative Annäherungswerte erreicht. Natürlich variieren die geringfügig, aber es sind gute Richtwerte, die den ein oder anderen Vergleich zulassen.

Das „Genius 1“ Programm, welches vermutlich im Mephisto Berlin 68000 als Assembler-Programm eingesetzt wurde, kann in der DOSBOX gestartet werden. Entscheidend sind dann die Einstellungen in der Config.-Datei. Unter „cpu“ können wir auswählen: „auto“ ist die schnellste Umsetzung in der Emulation. Ansonsten „pentium_slow“ (~ Pentium 90), „486_slow“ (~ 80486SX33), „386“ (~ 80386DX33) oder „386_slow“ (~ 80386DX12). Nach der Auswahl des Parameters kann die Geschwindigkeit der DOS-Emulation mit „cycleup“ angepasst werden. Mit „Strg-F11/Strg-F12“ können die Cycles in 100er Schritten nach oben oder unten korrigiert werden. Dadurch eine identische Spielweise/Spielstärke zu erreichen ist zwar schwierig, aber dieser Ansatz kommt im Gedanken zumindest nahe hin.

Übrigens, die RCA-1802 CPU eignete sich im Speziellen deshalb auch für die Raumfahrt, weil sie als einige der wenigen extrem resistent gegen hohe Strahlung war.

Eine Partie gegen Genius 5 – etwas näher betrachtet

Diese Partie entstand eigentlich nur aus einer Laune heraus. Ziel war es, das PC-Modul mit dem Mephisto Modular im Zusammenspiel zu testen. Nachdem ich meinen alten Pentium-PC im DOS-Modus gestartet hatte, führte ich den Programmaufruf von Genius 5 (Richard Lang) aus und stellte im Menü die Verbindung zum Schachcomputer (=Modularbrett) her.

In der Folge spielte ich die Eröffnung eher in belangloser Weise, denn im Vordergrund stand die technische Funktion. Ich wollte sicherstellen, dass diese korrekt vorhanden war.

Erst im Übergang zum Mittelspiel fand ich die Stellung interessant und wollte sehen, was sich daraus entwickeln könnte. Im Prinzip war es der 18. Zug mit Läufer d3, wo ich entdeckte, dass da vielleicht auch mehr drin sein könnte als nur so dahin zu spielen. Also beschloss ich, den schwarzen Turm auf e4, danach auf e6 zu bedrohen um dasselbe über d7 fortzuführen und seinen zweiten Turm auf d8 ins Visier zu nehmen.

Aber jetzt zuerst hier die Notation der Partie gegen das Programm.

Weiß: das war ich selbst

Schwarz: Programm Genius 5 (Elo: 2333)

PC- Pentium III 667 Mhz ( DOS 7.0 Modus)

Interface: PC- Modul over LPT1

+ Mephisto Modular Brett

Datum: 05.11.2020

Analyse erstellt durch: Stockfish 14 und Naum 4.6

Eröffnung: D45: Damengambit (Anti-Meraner Variante)

1.d4 c6 2.c4 d5 3.Sc3 Sf6 4.e3 e6 5.Sf3 Sbd7 6.cxd5 exd5 letzter Buchzug

7.Le2 [ 7.Ld3!?= ist eine Alternative ] 7.Ld6

8.Ld2 [ 8.Dc2 0-0 ] 8 0-0 9.Dc2 Te8

10.Sh4 [ 10.Ld3 De7 ] Naum 4.6 erwog g6 um Sf5 von Weiß zu verhindern]

10…Sf8 [ 10…Lc7!?-+ ]

11.Sf5 Lxf5

12.Dxf5 Weiß hat das Läuferpaar Sg6 [ 12…Se6 13.0-0 ] Naum 4.6 mit der Idee b5 um den Springer von f8 über d7, b6 nach c4 zu bringen.

Seitens Stockfish 14 stünde auch Tc8 im Raum, danach mit Se6 als Idee um auf den wBd4 Druck auszuüben.

13.Dh3 [ 13.0-0 Sf8= ] 13…Se4 [ 13…Sf8 14.0-0 ]

14.Sxe4 Txe4 15. g3 es geht um f4 Den machte ich mehr intuitiv. Stockfish ist absolut gleicher Meinung – ach wie liebe ich das Db6 Schwarz droht Materialgewinn: Db6xb2

16.Lc3 Lb4 [ 16…Sf8 17.0-0 ] 17.0-0 Tae8 [ 17…Sf8 18.a3 Ld6 19.Ld3 ] 18.Ld3 [ 18.a3 Lxc3 19.bxc3 T4e7± weil es den direkten Angriff verhindert hätte ] 18…T4e6

19.Lf5 ein naheliegender Zug, den Stockfish aber nur als ausgeglichen bewertet. Im Nachgang käme der schwarze Turm auf f6 was die Partie in eine andere Richtung gebracht hätte. Die Stellung wäre dennoch = in der Bewertung [ 19.a3!? Ld6 20.b4± ]

19…T6e7 20.Ld7 Weiß droht Materialgewinn: Ld7xe8 Td8 Schwarz droht Materialgewinn: Td8xd7. Auch Ta8 wurde in Erwägung gezogen. Alternativ erwägt Naum 4.6 auch Turm b8, allerdings ohne in der Bewertung (-0.01) den Remishorizont zu überschreiten.

Ansonsten bleibt Td8 der richtige Zug (0.00). Mangels sinnvoller Fortsetzungen, die prinzipiell gewinnführend wären.

21.Lf5 [ 21.Lg4 Sf8= um die Stellungswiederholung zu umgehen ] 21…Tde8 [ 21…Sf8 oder a6 wäre Stockfish bestrebt das Spiel am Laufen zu halten.

22.Ld3= als Alternative ] 22.Ld7 Weiß droht Materialgewinn: Ld7xe8 Td8 Schwarz droht Materialgewinn: Td8xd7

23.Lf5 Tde8 = [mit Sf8, gleichermaßen mit 0.00 bewertet, hätte SF14 ggf. die Partie fortgesetzt]

3-fache Stellungswiederholung (Remis)

Ergebnis: ½-½

Genius 5 entschloss sich in dieser Situation zu einer 3-fachen Wiederholung der Stellung. Programme agieren im Rahmen ihrer Routinen. Die Algorithmen forcieren seit Genius 4 in eher ausgewogenen Stellungsbildern das Remis. Das Problem ist, dass das Programm nicht weiß, ob der Gegner eine Maschine oder ein Mensch ist. Desweiteren nicht ob der Kontrahent stark spielt oder nicht, beziehungsweise wo dessen Schwächen oder Stärken liegen. Für die Software sind keine Indikatoren vorhanden, die eine explizite Einschätzung ermöglichen, wie ich in diesem oder jenem Teil der Partie spielen würde.

Wie beeinflusst das die Herangehensweise im Verlauf einer Partie?

Vereinfacht ausgedrückt, ich hätte eine der oben aufgeführten Varianten spielen und die Stellung verkomplizieren können. Manche Spieler machen das, weil sie so beim Gegner Fehler provozieren um dann im Endspiel durch bessere Strukturen zu gewinnen. Sinnvoll ist diese Strategie nur dann, wenn ein Sieg durch Erzwingen von Ungenauigkeiten real greifbar ist, weil ein Überziehen der Stellung auch den Verlust bedeuten kann.

Ich wollte das unter Berücksichtigung der Spielstärke von Genius 5 nicht tun. Die feine Abwicklung ins Remis ist mir sehr entgegengekommen. Ein starker Turnierspieler, der in einem Mannschaftskampf spielt, würde an dieser Position weiterspielen, vorausgesetzt, das ihm die Daten ( Elo-/ DWZ ) des Spielgegners bekannt sind.

Das ist dann vom Prinzip wieder gleich. Das vorliegende Datenmaterial ist der Punkt, der soweit entscheidet. Das ist die Grundlage jedweder Vorbereitung. Im allgemeinen basiert jedes größere Turniergeschehen auf diesen Datenbanken. Das beinhaltet die publizierten Partien, die Eröffnungssysteme der einzelnen Spieler, die Ligazuordnung sowie deren internationale Elozahl respektive nationale DWZ-Einordnung.

Das sind die zugrundeliegenden Faktoren, auf denen die Schwachstellen des Gegners abgeklopft werden. Die Spieldynamik wird natürlich begrenzt, je mehr statisches Wissen vorliegt. Irgendwann stößt alles an seine Grenzen. Heute ist Schach wissensgestützt auf Computeranalysen und vielfältigste Datenbankabfragen gegründet. Objektiv beurteilt ist das Spiel perfekter geworden. Ob es dadurch an Attraktivität gewinnt oder verliert, das sei der Philosophie jedes einzelnen überlassen.

Jetzt, wo das Weltmeisterschaftsmatch 2021 in Dubai (24. Nov. -16. Dez.) ansteht, werden wir wieder erleben dürfen wie in Nuancen und akribischer Vorbereitungsleistung um den Titel gekämpft wird. Die Protagonisten sind der amtierende Weltmeister Magnus Carlsen aus Norwegen sowie sein Herausforderer Ian Nepomniachtchi aus Russland.

Es würde mich nicht wundern, wenn das Sekundantenteam eigens für die jeweiligen Rechenprozesse einen AMD Ryzen Threadripper mit 64 Kernen verwenden würde. Nebenan käme noch eine NVIDIA GeForce RTX 3090 24GB GPU-Grafikkarte ins Spiel. Kombiniert mit SSD und 256 GB RAM wäre das für unsereins ein technisches Feuerwerk. Für den super-professionellen Bereich gibt es da zweifellos noch mehr, abgesehen von Netzwerken, die viele dieser Rechner enthalten. Ich spreche da mehr vom Großrechnerbereich, einem ganzen Rechenzentrum, insofern ein Team begrenzt darauf Zugriff hätte.

Wenn dann Spitzensoftware wie Stockfish14 NNUE und einige andere Top-Level-Programme eingesetzt werden, die jederzeit 128 Prozessorkerne ansprechen können, aller Endspieldatenbanken inklusive, so kann man sich vorstellen, welche Möglichkeiten existieren um effektiv einen Matchkampf vorzubereiten.

Übersehen werden darf dabei nicht, dass KI-Programme im Schach durch Millionen von Partien und Positionen gelernt haben. Aus diesen Erkenntnissen und den damit im Zusammenhang stehenden physischen IT-Strukturen ist es möglich geworden Verzweigungssuchbäume extrem weit durchzurechnen. Einerseits um Löcher in bisherigen theoretischen Ansätzen zu schließen als auch Neuerungen zu erforschen, die bisher unentdeckt geblieben sind. Jedenfalls ist das Potential unermeßlich groß, etwas, das der Entwicklung des Schachspiels massiv Vorschub leistet.

Springen wir zurück zur Software von Richard Lang, dem GENIUS 5, welches Mitte der Neunziger Jahre eines der besten Schachprogramme auf dem Markt war. In jenen Zeiten konkurrierte es mit REBEL, mit MCHESS, mit HIARCS, mit FRITZ, mit WCHESS und einigen anderen Kreationen mehr. Die genauesten Werte finden sich im Direktvergleich mit zahlreichen Games gegen die Elite der damaligen Zeit, die ich erwähnt habe.

Spielt das Lang-Programm Genius 5 einen Matchkampf gegen mich oder das Mephisto MM II Modul (programmiert von Ulf Rathsman), so ist dieser definitiv nicht aussagekräftig. Zu weit klafft die wirkliche Distanz in beiden Fällen auseinander. Ganz ähnlich wäre der Effekt, gäbe es einen Matchvergleich zwischen Genius und Stockfish. Gleichermaßen wäre hier der Klassenunterschied beträchtlich zu hoch als das dieser einen Wert bzw. einen Bezug zur Spielstärke beider Programme hätte. Es beträfe nur das andere Extrem.

Früher war das Auftreten des zu vorschnellen Remis-Effekts häufiger. Witzigerweise ist mir das selber bereits passiert als ich die Caro-Kann-Eröffnung spielte, die im Aufbau so als ziemlich solide eingestuft ist. Sowohl die Software KALLISTO 1.82 (2109 Elo) wie auch der MEPHISTO ATLANTA (2087 Elo) und beide im Spielverhalten eher die Taktiker, schienen es für notwendig zu halten nach ca. 12 Zügen (nach der Stellungswiederholung waren es 14 oder 15) ins Remis einzulenken. Das war fast etwas irritierend und entsprach grundsätzlich nicht dem Angriffsstil, der diese beiden Programme auszeichnet.

Wahrscheinlicher ist es, dass diese vorzeitige Blockade und Abdriften ins Unentschieden folgenden Grund hat. Durch die Initiative, die in etwa im 12. Zug von mir aus ging, wurde den Programmen der Übergang ins entstehende Mittelspiel zu gefährlich und zwar schlicht aus ihrer subjektiven Beurteilung heraus. Denn selbst eine negative Bewertung, die nur mit sehr geringfügigen (z.B. im Bereich von -0.40) Komplikationen verbunden ist und irgendwo in den Verästelungen des Suchbaums als solche wahrgenommen wird, kann jenen Effekt auslösen. Keine Ahnung, ob ich dieses Phänomen „Remis-Schleife“ nennen soll oder nicht. Jedenfalls sind es Eigenheiten in den Algorithmen, die eine Partie zu früh verflachen lassen und einen scharfen Verlauf häufiger verhindern können als gedacht.

Das Mephisto PC-Modul als alternative Schnittstelle zur Software

Interface: Mephisto PC-Modul

Baujahr: 1996

Verbindung: parallel (LPT) über die Druckerschnittstelle

BIOS-Konfiguration: EPP (bidirektional)

Betriebssysteme: DOS 6.22, Windows 3.11, Windows 95, Windows 98

Zugeingabe: Magnetsensorbretter (Mephisto „Modular“, „Exclusive“, „München“)

Zugausgabe: 64 Feld-LED´s

DOS – Programme, die mit dem Modul kommunizieren:

GENIUS 3 + 4 + 5 for DOS (Richard Lang)

REBEL 7 + 8 (Ed Schröder)

FRITZ 3 (Frans Morsch)

CHESS SYSTEM TAL (Chris Wittington)

Die Programmansteuerung in der Software erfolgt mit folgenden Menübefehlen:

In den Rebel-Versionen muss „PC-Auto-Board“ aktiviert sein.

In den Genius-Versionen muss „Kasparov AutoBoard“ aktiviert sein.

Im Chess System Tal ist es erforderlich im Programmaufruf der entsprechenden „.exe“ den Schalter „/saitek“ anzufügen. Die Datenübertragung wird so gewährleistet.

Beim Fritz ist nach dem Start des Programms, der Tastaturbefehl „Strg+F8“ einzugeben um die Zugübertragung zu aktivieren. Erscheint der Dialog „Saitek Board“, dann ist die Verbindung erfolgreich.

Diese Programmversionen waren in den meisten Fällen fortgeschrittene Entwicklungen jener Programme, die früher in Schachcomputern zum Einsatz kamen und später an die Architektur des PC´s angepasst wurden. Den größten Unterschied gab es allerdings hardwareseitig. Denn durch die schnellere Abarbeitung der Befehle wurden die Programmroutinen beschleunigt und somit noch etwas mehr an Spielstärke erreicht. Umgekehrt ist es beim Schachprogramm Fritz 3 gewesen.

Hier wurde die Software nachträglich für den Hitachi SH7034-Prozessor transcodiert. Im Mephisto Milano Pro (1996) und später insbesondere im Mephisto Atlanta (1997) griff man auf diese Software zurück.

Das PC-MODUL ersetzte in gewisser Weise bestimmte Rechenmodule, beziehungsweise einige speziell von mir noch erwähnte Laptop-Stand-Alone-Schachcomputer der Mephisto-Produktlinie.

Und zwar jene dedizierten Schachcomputer oder Steckmoduleinheiten, welche in der Einzelanschaffung, insofern auf dem Gebrauchtmarkt vakant, nicht unbedingt als Elektronikschrott gehandelt werden 🙂

Programmverwandte Computer zur Software, die per PC-MODUL ansteuerbar sind, seien der Vollständigkeit halber hier erwähnt:

für die DOS-FRITZ 3-Software (2245 Elo)

stehen folgende Schachcomputer und Module der 6. Generation.

– Mephisto Atlanta (2087 Elo)

– Mephisto Magellan (Modulset 2087 Elo)

– Mephisto Milano Pro (ohne Hashtables 1976 Elo)

– Mephisto Senator (Modulset ohne Hashtables 1976 Elo)

Anmerkung:

Fritz 3 aktiviert den Speicher für die Hashtables nicht vollautomatisch. Voreingestellt sind allerdings 64 KB Speicher RAM als Grundeinheit. Während ein Milano Pro ohne die Speichertabellen auskommen muss, verfügt der Atlanta hingegen über 512 KB RAM als Speicher für die internen Transpositiontables, welche im Endspiel verstärkt zum Tragen kommen.

Um jetzt zu erreichen, das die PC-Software Fritz 3 mehr RAM-Speicherkontingent für die Hashtables erhält, müssen wir – ich verwende das Beispiel über die „Dfend“ Dosbox – die Settings zuerst ändern. Nur dann bekommen wir einen definierten Wert.

Im Profileditor unter Arbeitsspeicher ist das Häkchen in den Feldern XMS und EMS zu deaktivieren. Die Größe in MB (z.B. 8) oben angeben. Im nächsten Schritt eine Datei erstellen: „fritz3.bat“ im Fritz3-Programmordner. Diese inhaltlich bearbeiten (fritz3.exe /x) und abspeichern. Zuletzt unter Profil den Pfad anpassen. Dann die „fritz3.bat“ starten.

Darüber hinaus die DOS- Versionen der REBEL 7 + REBEL 8-Software (2297/2339 Elo), die untenstehenden Modulen weitestgehend zuzuordnen sind:

– Mephisto Risc 1MB und Risc 2 (Modulsets 2100/2126 Elo)

Desweiteren die DOS-Software-Version GENIUS 3 (2311 Elo)

dessen Hardware-Pendants folgenden Modulen und Computern entstammen:

London EPROM, welches in folgende Geräte implementiert wurde

– Mephisto (Modul) Genius 68030 (2193 Elo) sowie die schwarze Laptopreihe

– Mephisto Berlin 68000 (2050 Elo) + Berlin Professional 68020 (2150 Elo)

Die DOS-GENIUS 4-Software (2303 Elo) ist eine reine weitere Programmvariante. Hier gab es keinen Zuwachs an Spielstärke, nur Veränderungen in den Routinen. Stellungen, die zwangsläufig ins Remis führten, wurden so weitaus effizienter registriert.

Die DOS-GENIUS 5-Software (2333 Elo) nahezu baugleich. Entsprechend der SSDF-Liste spielt diese Version lediglich etwa 20 Elopunkte stärker.

Der Unterschied besteht in erweiterten Features und einer Zunahme der Spielstärke im Blitzschach. Gleichermaßen in den erweiterten 3-fach-Stellungsroutinen. *

Some more features? So kleinlich darf das nicht gesehen werden. Ich führe nur einige Neuerungen explizit auf, die mir wirklich relevant erscheinen.

  • es existiert eine DOS + Windows Version des Programms
  • das Eröffnungsbuch kann editiert werden
  • ein neues Buch von de Gorter wurde implementiert
  • umschalten auf ein 3-D-Board (räumliche Darstellung des Schachbrettes)
  • mehr Optionen zu einstellbaren Zeitkontrollen
  • unterstützt die Dateiformate „EPD“ und „PGN“
  • kooperiert mit TASC, MEPHISTO, CHESS232 – Boards
  • sogar das „CBF“ Format von Chessbase ist kein Fremdwort

* Diesen Vorteil-/Nachteil werde ich demnächst anhand einer Partie dokumentieren.

Die DOS-Version vom CHESS SYSTEM TAL (2150 Elo) hatte keine software-spezifische Entsprechung in dem Sinne, das diese in einen Schachcomputer verbaut wurde.

Das Mephisto PC-MODUL findet seine Entsprechung im Mephisto-PC-BRETT. Jenes, das als Vollholz-Sensorbrett mit komfortabler 64- LED Zugeingabe-/ Zugausgabe versehen ist.

Technisch gibt es nur den Unterschied: es ist kein Modular-/Exclusive-/ oder gar ein München-Brett der Standard- Mephisto-Reihe notwendig.

Denn hier ist die Verschaltung zur parallelen LPT-Schnittstelle bereits im externen Brett selbst integriert und steuert die Kommunikation mit der PC-Software.

Das elektronische PC- Sensorbrett von Novag Chess Computer

Interface: NOVAG Universal Electronic Chessboard

Baujahr: 1996

Verbindung: RJ12 – seriell (25-polig)

Betriebssysteme: DOS 6.22, Windows 3.11, Windows 95/98, DOSBOX 0.74

Zugeingabe: Holz-Magnetsensorbrett

Zugausgabe: 81 Feld-LED´s

DOS – Programme, die mit dem Brett kommunizieren können:

FRITZ 1 + 2 + 3 (Frans Morsch, Elo 1941 /2030 slow486er /2245 P90)

WCHESS 1.03 + 1.05 (Dave Kittinger, Elo 2199 486DX2 /2220 P90)

HIARCS 6.0 (Marc Uniacke, Elo 2336 P90)

HIARCS 7.32 (M. Uniacke) NIMZO 7.32 (C. Donninger) für Windows 95/98 funktioniert grundsätzlich auch, jedoch hatte ich keine Gelegenheit das zu testen. Aus diesem Grund lasse ich das momentan offen.

An das Brett anzuschließende dedizierte Schachcomputer:

NOVAG Sapphire + Sapphire II

NOVAG Diamond + Diamond II

NOVAG Super VIP (per NOVAG Distributor, „Berger“ Interface)

Sowohl im NOVAG Sapphire (1990 Elo) und NOVAG Diamond II (2010 Elo) werkelt bereits das WCHESS-Programm von Dave Kittinger in seinen frühen Versionen. Selbst der NOVAG Super VIP, den er auch programmiert hat, spielt mit ungefähr 1600 Elo ein respektables Schach, das taktisch geprägt ist, wenngleich es im Endspiel erwartungsgemäß Löcher aufweist. Deren Anschluss erfolgt über zwei baugleiche RJ12-Interfaces, die das Universal Board mit den Schachcomputern verbinden. Zu achten ist auf die Schalterstellung seitlich am UCB. Gemäß der BDA ist „eine“ Position des Schalters für die Verbindung zum PC.

Unabhängig davon, ob die genannten Software-Programme im nativen DOS gestartet werden oder über die Verbindung zur DOSBOX hergestellt wird, ist es nötig, vorher den Treiber zu laden, der die Kommunikation zwischen UCB und dem PC ermöglicht. Die Befehle sind vordefiniert und es ist zugleich zwingend, den physischen COM-Anschluss, der verwendet wird, anzugeben. Als Beispiel lautet dieser beim Start von HIARCS 6.0 schlicht „Thiarcs6.exe /1“, wenn man davon ausgeht, dass das UCB mit dem seriellen Interface COM1 am PC verbunden ist. Nachdem der Treiber in den Speicher geladen wurde, kann nun über die Eingabe „Hiarcs6.exe“ im eigentlichen Programmordner die Software gestartet werden. Auch in diesem Fall gilt es eine Geschwindigkeit in der Übertragung von 9600 Baudrate einzustellen. 1 Stopbit und ohne Parität, was aber für die meisten Anwendungen von damals eher der Standard war.

Über die verwendete Technik von NOVAG kann man sich hier streiten. Ging es darum, innovative Ideen auf den Markt zu werfen wurde der Konsument positiv überrascht. Auch die Preislage war angemessen und erschwinglich und es entstanden neue Wege. Etwas weniger zeitgemäß dürfte es gewesen sein, eine Kabelverbindung zu schaffen, die einen veralteten Standard hatte. Eine RJ12-25-polige-serielle Verbindung hatten oftmals nur noch wirklich alte IBM 80386-PC´s. Später war das immer seltener anzutreffen.

So war es nötig zu adaptieren und es entstand mehr Kabelgewirr auf dem Tisch. Um auf den gängigen 9-poligen-seriellen Standard anzuschließen war ein Hardwareadapter nötig. Schwieriger wurde es in den viel späteren Jahren als USB zur Universal-Schnittstelle wurde. Denn zur korrekten Übersetzung der Signale war in aller Regel ein FTDI-Chip unumgänglich, welcher die Daten durchspeisen konnte. Dafür ist es dann ziemlich erstaunlich zu sehen, das es möglich ist, auf einem Windows 10 Laptop die DOSBOX zu starten, lediglich einige Konfigurationsdateien anzupassen und dadurch ein altes NOVAGUCB wieder zu aktivieren. Die Signale werden übertragen und das Spiel beginnt.

Voraussetzung für solche Projekte bleibt aber stets, dass die alte Verkabelung in einem einwandfreien Zustand vorhanden ist. Denn Ersatz ist nicht nur selten geworden, meist sind die Kabel und Lötstellen in die Tage gekommen, was Ausfälle begünstigt.

Und so lande ich zuletzt wieder bei „Berger Projects“.

Die Hardware-Lösungen, die auf dieser Homepage angeboten werden sind nicht nur sehr durchdacht, sondern auch ein interessanter Lichtblick, gerade wenn es darum geht, durch innovative Produkte, die Funktionen alter Schachcomputer zu reaktivieren oder teils auch zu erweitern.

Etwas zu technischen Entwicklungen der Mittneunziger

Mitte der 90`ziger erschienen allgemein viele interessante Entwicklungen. Eine Art kleine Zeitenwende, wo PC-Programme den großen Sprung machten und den bislang gewohnten, konventionellen Schachcomputer nahezu verdrängten. Ein Prozess, der sich über ungefähr 10 Jahre eher scheinbar vollzog. Für die Freaks jedoch war der Nischenmarkt stets nach wie vor gefragt und selbst zwei Dekaden später erlebten genau diese Geräte wieder einen regelrechten Boom.

Heute gibt es erneut ein reiches Angebot von Table-Schach-Computern, welche, bestückt mit angepasster, weit modernerer Hardware-Technik, eine Art Renaissance einleiteten. Flankiert durch ideenreiche, innovative Lösungen mittels emulierter Software, wurden so wieder technisch hervorragende Lösungen präsentiert.

Den goldenen Schnitt zwischen den Softwareentwicklungen, die am PC das Geschehen dominierten und der bestehenden konventionellen Technik aus den Achtzigern, machten vor allem die elektronischen PC-Bretter und Module. Einige davon ausgestattet mit automatischer Erkennung der Figuren, andere nicht, hatten diese den Zweck, den Schachcomputer als denkende Einheit „in einem“ zu ersetzen und somit die Rechenarbeit ausschließlich auf den PC zu verlagern.

Über die parallele Schnittstelle wurde es möglich, ein modulares Brett von Mephisto oder Tasc mit dem am PC laufenden Schachprogramm zu verbinden. Diese liefen zu jenem Zeitpunkt in aller Regel unter Windows 95 oder 98 problemlos, weil diese 32-bit Betriebssysteme jederzeit in den nativen DOS-Modus wechseln konnten. Ein puritanisches MS-DOS 6.22 (16-bit) als reine Installation war daher ebenso ausreichend um ein kompatibles Schachprogramm und seine grafische Benutzeroberfläche zu laden. Denn viele berühmte Programme der damaligen Zeit, hatten eine 16-bit Struktur, wodurch das notwendige Zusammenspiel gegeben war. Das alles funktionierte nicht weniger mit Brettern, die eine serielle Schnittstelle besaßen. Hauptsächliche Bedingung war stets, daß das Programm die Boards der verschiedenen Hersteller unterstützte.

Mit dem Terminalprogramm „PROCOMM“, simuliert in der DOSBOX 0.74 laufend und in der Konfigurations-Datei mit den nötigen Parametern versehen, insbesondere was das serielle Interface betrifft, macht es grundsätzlich möglich, einen alten Novag Super VIP oder Novag Sapphire, gleichermaßen wie den Novag Diamond am PC zu betreiben und die Partie auf das Terminal zu übertragen und zu protokollieren. Zu beachten ist in den Einstellungen immer die beidseitige Baudrate von 9600 in der Geschwindigkeit.

In seiner modernen Form ist das gleichermaßen mit dem Terminalprogramm „Putty“ möglich. Es erlaubt das Festlegen der seriellen Übertragung durch den Port21. Auf diesem Weg ist die Eingabe von Zügen (inklusive der Zugantwort des Computers) als auch die Protokollierung in einer Textdatei einfach zu handhaben. Die Weiterleitung in ein spezielles Schachprogramm wie beispielsweise Chessbase, ist dann mit theoretisch zwei Mausklicks machbar. Dort kann die Partie archiviert, analysiert und bearbeitet werden.

Wer unter anderem nicht die seltene „Novag PC-Distributor-Box“ aus dem Jahr 1990 besitzt, findet eine anwendbare Alternative im „Novag Serial Interface“ von „Berger Projects“, einem Entwickler aus Barcelona. Dieses Teil interpretiert die seriellen Befehle in unkomplizierter Weise, wodurch eine Signalübertragung zwischen Schachcomputer und dem PC ermöglicht wird.

Das generiert mehrfältige Möglichkeiten und bringt uns dahin, das dadurch auch jederzeit Computer mit Windows 10 eingesetzt werden können. Über Arena Chess 3.5 und dessen Autoplayer-Funktion ist es möglich, die serielle Schnittstelle anzusteuern. Dabei wird dann ein kompatibler Novag-Schachcomputer als Engine ins Programm integriert und kann so Matchpartien gegen andere Engines bestreiten.

Voraussetzung ist dabei in diesen Fällen immer, dass die Verbindung auch am alten Schachcomputer geöffnet wird. Das passiert z.B. bei den Geräten Novag Sapphire wie Sapphire II mit den Tastenbefehlen „Option1 + E5 (VidEo) + A1 (intEr=)“. Auf diese Weise wird der Video-Modus sowie der Datentransfer aktiviert.

DOS-PC-Schach – Software Sargon V

Sargon V

Anno 1980 war es der Sargon ARB 2.5 von „Chafitz/Applied Concepts“. Jenes erste Auto-Response-Board, das mit Magnet-Sensor-Technik in Turniergröße auf den Markt kam. Allerdings extrem teuer. Insoweit ich mich erinnere lag dieser damals umgerechnet bei ca. 2.998 DM. Dürfte eher die Preislage gewesen sein, die nur wenige wirklich bereit waren zu investieren.

Programmiert wurde der Sargon 2.5 jedoch bereits von Dan & Kate Spracklen. Bekannt wurde er auch durch das MGS-System von Chafitz, das als preisgünstigere Variante jene Software integriert hatte. Die war sogar schon ab Ende 1979 auf dem Markt.

Mit einem 6502-Prozessor (2 Mhz) versehen und betrachtet das es die Anfangszeit in der Entwicklung kommerzieller Schachcomputer war, galt er zudem als spielstarkes Gerät. Seine Bibliothek konnte sich mit 800 Halbzügen Theorie in jener Ära zwar sehen lassen, aber 1-2 Jahre danach hatte manche Entwicklung bereits ihre Halbwertszeit erreicht.

Die Bedenkzeit des Gegners (Pondern) verwendete Sargon 2.5 bereits dafür an seiner nächsten Zugantwort zu arbeiten. Heute alles unspektakulär, aber es waren die frühen Jahre. Selbst bis heute ist diese Programmfunktion nicht immer zu finden.

Spielstärke: jetzt gelistet mit 1371 Elo im Vergleich mit anderen Computern. Lange Zeit wurde er mit 1500 Elo gewertet und ich denke, im Spiel gegen Menschen, war es ein durchaus realistischer Wert. Während hingegen aus dem beiliegenden Prospekt jene plakativ beworbenen Elo 1800 nicht machbar waren. Soweit war es einst noch nicht.

Diese Zahlen bewegten sich im Großrechnerbereich, wo sogar Werte über der magischen 2000er Grenze einige Jahre zuvor erreicht wurden.

Bei Verwendung langer Bedenkzeit-Stufen, wo Sargon 2.5, 1-4 Stunden am Zug rechnete, dürften aber 1600 Elo sehr wohl greifbar gewesen sein.

Das Programmmodul war auswechselbar. Und so kamen später noch weitere Versionen auf den Markt, auch technisch getunte Module, die aufgrund ihrer höheren Taktfrequenz eine entsprechend stärkere Spielleistung ermöglichten. Die Version 4.0 kam exakt vier später und erreichte tatsächliche 1700 Elopunkte.

Was für das Programm sprach ist die Umsetzung auf alter, fast baugleicher Hardware. Lediglich 16 KB ROM wurden verwendet. Denn die Eröffnungsbibliothek umfasste jetzt über 4.500 Positionen. Der Sargon 4.0 ARB spielt taktisch stark und extrem offensiv.

Zeigt in positionellen Aspekten aber auch Schwächen, die nicht zwingend mit 16-20 Mhz aufgerüsteten Platinen wirklich ausgemerzt werden können.

Was die Programme der Spracklen´s allerdings erst so interessant machte, war deren unberechenbare Taktik. Als „Dschungelschach“ wurde es bezeichnet, weil es einen eher wilden Spielstil repräsentierte, der in jedem Fall gewöhnungsbedürftig war.

Die modifizierte Version V, die es ausschließlich nur noch als Software für DOS gab, kam mit einer etwas anderen Grafik-Oberfläche auf den Markt. Die Spielstärke konnte nicht mit den neuesten Entwicklungen im direkten Sinne konkurrieren. Was aber Sargon V nicht seinen Charme genommen hat. Partien gegen Schachcomputer der Neunziger zeigen, dass diese Softwareentwicklung aus dem Jahr 1991 durchaus Biss hatte und bis zu einem gewissen Level mithalten konnte.

Der „Berlin 68000„, der wie wir wissen, im Gegensatz zu Sargon V sehr positionell sein Spiel forciert, tat sich gegen die Version 5 nicht unbedingt leicht und wickelte deshalb in einem umkämpften Mittelspiel seinen Turm im Tausch gegen Sargon´s gefährlichen Läufer ab.

Ergebnis:

Mephisto Berlin 68000 (2015 Elo) – MS-DOS- Programm Sargon V (0,5 : 0,5)

Remisstellung nach 3-facher Stellungswiederholung.

In einer weiteren Partie gegen den Mephisto Atlanta wurde es für unser DOS-Programm deutlich schwieriger. Im Endspiel stand der Atlanta mit zwei Mehrbauern dann definitiv auf Gewinn und nahm folgerichtig auch den vollen Punkt mit. Seine bessere Verwertung der Chancen ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass er in taktischen Scharmützeln besser aufgestellt ist als das Programm von Richard Lang.

Ergebnis:

Mephisto Atlanta (2090 Elo) – MS-DOS-Programm Sargon V (1 : 0)

Abschließend zu Sargon V:

gemessen auf einem IBM 486DX 33Mhz erreicht dieses Programm eine Spielstärke von um die 2000 Elo (einer niederländischen Liste zufolge).

Bei mir selbst lief es im Test auf einem Pentium MMX 200, wo es gewiss 2050 Elo erreicht, berücksichtigt man die gespielten Partien gegen starke Schachcomputer. Ob es auf einem Pentium III 667Mhz von mir die 2100 Elomarke durchbricht, ist völlig offen.

Dafür fehlen mir Testpartien, wodurch eine solche Annahme rein hypothetisch wäre und nur durch eine Anzahl an Games verifiziert werden könnte.

Wird Sargon V in der DOSBOX ausgeführt, so kann die Hardware entsprechend auf einen IBM 386SX 25Mhz, DX 40Mhz, 486SX 33Mhz in den Konfigurations-Einstellungen skaliert werden. Ebenso im gleichen Zuge auf einen IBM 486 DX2 66 oder einen Pentium 90.

Die Spielstärke lässt sich so stufenweise nach unten wie oben regulieren. Schwankungen von +/- 50 oder gar über 100 Elopunkten sind da jederzeit drin. Erreicht aber ihre oberen Grenzwerte durch die Programmroutinen, die alleine durch die deutliche Erhöhung der Taktfrequenz, meinetwegen auch infolge der verbesserten Architektur höherwertiger Intelprozessoren, nicht mehr unbedingt verbesserungsfähig waren und sind.

Hashtables – oder strategisches Endspielwissen?

Auch bekannt als Transpositionstabellen für den Fachbegriff im Computerschach. Man wird es kaum glauben, aber die Historie dieser Programmiertechnik reicht bis in die Siebziger Jahre zurück. Zwischen 1972 und 1979 wurde mit dem Großrechner Belle, welcher auf spezieller Hardware seine Berechnungen durchführte, ein besonderes Projekt ins Leben gerufen. Und dem will ich hier Beachtung schenken.

In der offenen amerikanischen Schachmeisterschaft 1983 erzielte Belle eine beachtliche Turnierleistung von 2363 Elo. Für die damalige Zeit war das ein Meilenstein. Auch nicht unbedingt von der Hand zu weisen, das es das Einläuten einer neuen Ära war. Denn von da an wurden die ersten Homecomputer populär. Dedizierte Schachcomputer eroberten den Markt parallel zu den ersten Softwareprodukten für Apple, Atari und IBM-Computer.

Die Hashtables, häufig auch Endspieltabellen benannt, fanden erst später, in der zweiten Hälfte der Achtziger Einzug in die Computer von Mephisto und Fidelity. Soweit ich mich entsinne, folgte Novag mit der Implementierung erst etwas später nach.

Natürlich können die Tables, abgekürzt, bereits im Mittelspiel des Schachs zum Einsatz kommen, aber da sind noch viele Figuren auf dem Brett und die Zugmöglichkeiten sind noch eingegrenzter. Die Zahl infrage kommender Varianten, die tatsächlich sinnvoll das Spiel weiterentwickeln, sind hier noch überschaubarer und der ein oder andere Halbzug tiefergerechnet, bringt hier selten einen brachialen Vorteil. Selbst dann, wenn die Tables einzelne Suchbäume nochmal etwas tiefer abgreifen. Denn in diesem Abschnitt führen meist mehrere Spielzüge zu einem potentiell gutem Ergebnis.

Im Endspiel sieht das anders aus. Der aktiven Figuren sind weit weniger geworden, dafür hat sich ihr Radius allerdings erweitert. Erheblich spürbar macht sich das in dem Sinne, das jede Figur an Bedeutung gewinnt und die Gewichtung variiert. Jeder Fehlgriff lässt in diesem Abschnitt den Spieler schneller verlieren. Einzige Gewinnzüge sind dann keine Seltenheit mehr und machen das Spiel nicht nur komplizierter, sondern erschweren einem Programm bei der Suche nach dem richtigen Zug, massiv den Gewinnweg. Konkretes Endspielwissen hilft da natürlich weiter. Jedoch haben diesen Ansatz, nicht zuletzt wegen damals knapper Hardware-Ressourcen, nur wenige Programmierer gut hinbekommen.

Ein Paradoxon übrigens. Je leerer das Brett, desto komplexer die Zugauswahl.

Ja, richtig gelesen. Nicht umsonst füllen Software-Datenbanken mehrere Terabyte an Speicherplatz, nur um lediglich den Ausgang zu errechnen, den ein Spiel nimmt, wenn ausschließlich gerade mal noch 7 Steine (Figuren) das Schachbrett bevölkern.

Sind es mehr Figuren, die auf dem Brett spielen, sind die Kapazitäten für die Berechnung noch nicht ausreichend vorhanden. Die Lösungswege werden dann rechnerisch entdeckt oder es entsteht kein optimales Spiel, rein theoretisch formuliert. Sobald ein Programm jedoch auf die Tablebases (Datenbanken) Zugriff hat, spielt es somit technisch perfektes Schach.

Ist das aber nicht der Fall, so kommen die Hashtables wirkungsvoll ins Spiel.

Die Partie aus dem Jahre 1901 (Chicago Tribune) kann uns das verdeutlichen. Gerade 120 Jahre alt, aber lehrreich.

Gespielt von E. Lasker gegen G. Reichhelm

Folgende Stellung in Kurznotation:

Weiß: Ka1, ba4, bd4, bd5, bf4

Schwarz: Ka7, ba5, bd6, bf5

Weiß am Zug gewinnt.

Hier ist eine Festung beiderseits entstanden. Zugmöglichkeit besteht nur für die beiden Könige auf dem Brett. Die Bauernstruktur ist undurchlässig.

Belle hatte einen Megabyte Speicher dafür reserviert und fand den Schlüsselzug Kb1! innerhalb einer Sekunde.

Die Hashtables erinnern sich an wiederkehrende Stellungen, die abgespeichert werden. Der Suchbaum produziert mit den Königszügen unzählige wiederkehrende Positionen. Ohne Endspielalgorithmen müssten hier teilweise 25 Halbzüge Brute Force gerechnet werden. Als Rechenaufwand zu immens für ein herkömmliches Programm der damaligen Zeit. Das gilt auch für die Ära der Schachcomputer sogar zwei Jahrzehnte danach.

Diese Technik des Programmierens spart Rechenzeit ein. Falls die Baumsuche zweimal auf die gleiche Stellung stößt, greift es auf die gespeicherte Bewertung zurück. Ähnlich dem Prinzip abgelegter Markierungspunkte in einem Labyrinth.

Im vorgelegten Fall haben wir 9 Steine auf dem Schachbrett. Für die Tablebases existiert noch kein Lösungsweg im absoluten Sinn. Pures Wissen dürfte wohl für diesen Fall kaum zu implementieren sein. Höchstens menschliche Intuition führt hier ans Ziel. KI-Software sehe ich als den einzigen Ansatz, davon unabhängig, dieses vorliegende Schach-Problem ohne Zugriff auf Hashtables effektiv zu lösen.

Das Schachprogramm ist also nicht intelligent genug um zum Ergebnis zu kommen. Also, wie gehen die Endspieltabellen hier weiter vor? Sie untersuchen auch Kb2 oder Ka2 und sehen , das der Gewinnweg ausbleibt, füllen allerdings die Tabellen mit Bewertungen. Auch werden gegnerische Fehlzüge geprüft und die Schlüsselstellung untersucht, die den Gewinn von Weiß ermöglicht. Wenn Kb1 durchgerechnet wird, geht es daher nur bis zu jener Schlüsselposition. Der Bauerngewinn muss nicht zwingend errechnet werden.

In den quer-Vernetzungen der Suchbäume entstehen da unglaubliche Dynamiken. Denn von der gespeicherten Markierung kann die vertiefte virtuelle Suche, erzeugt durch die Hashtables, viel tiefer liegend gehen.

Jener Zweig im Suchbaum, in irgendeiner Verästelung kann dann selbst gepunktet und weiter verfolgt werden. Die Potenzierungen addieren sich. Im allgemeinen hängt die Qualität des Zuges von der Bewertung ab, die als Priorität eingestuft wurde. Insofern es keine absolute Lösung gibt, entscheiden diese Kriterien über die Spielstärke des Programms.

In unserem Fall ist das Resultat jedoch eindeutig zu erkennen. So geht es einfach darum, inwieweit uns die Endspieltabellen helfen können, grundsätzlich den Weg zum Gewinn einer Partie zu finden. Ist es aufgrund der Prozessorleistung maximal gegeben, eine Suchtiefe von 9 oder 10 Halbzügen zu erreichen, kann die Software durch den Einsatz der gerade besprochenen Hashtables, 27 oder gar 30 Halbzüge in seinen Spitzen generieren.